Behandelter Abschnitt Mal 3,11-12
Die Welt rühmt sich ihrer karitativen Bemühungen, die angeblich die Solidarität der gesamten Menschheit beweisen. Wir müssen Gott die Entscheidung überlassen, was dabei für Ihn getan wird. Jeder andere Beweggrund hat keinen Wert in Seinen Augen, denn der Zehnte muss zum Tempel Gottes gebracht werden. Was uns Christen betrifft, so lasst uns darum bemüht sein, uns völlig Gott anzuvertrauen – Er wird es belohnen. Lasst uns das, was tatsächlich doch Ihm schon gehört, auch mit Freigebigkeit für Ihn verwenden. Äußerlich werden wir sicher nichts dabei verdienen. Aber wir können dennoch überzeugt sein, dass ein überreicher Segen nicht ausbleibt, wenn wir unsere Herzen Ihm hingeben. „Der Weinstock auf dem Feld wird euch nicht mehr fehltragen, spricht der HERR der Heerscharen. Und alle Nationen werden euch glücklich preisen, denn ihr werdet ein Land des Wohlgefallens sein, spricht der HERR der Heerscharen“ (Vers11–12).
Der Unglaube des Volkes, seine Gleichgültigkeit und sein Mangel an Gottvertrauen führen es zu einer letzten Behauptung, die noch viel schrecklicher ist als alle vorherigen. „Eure Worte sind trotzig gegen mich gewesen, spricht der HERR. Und ihr sprecht: Was haben wir miteinander wider dich beredet? Ihr sprecht: Vergeblich ist es, Gott zu dienen, und was für Gewinn, dass wir seiner Hut warteten, damit wir in Trauer einher gingen vor dem HERRN der Heerscharen? Und so preisen wir nun die Übermütigen glücklich: nicht nur sind die Täter der Gesetzlosigkeit aufgebaut worden, sondern sie haben auch Gott versucht und sind entronnen“ (Vers 13–15). In gewissem Sinne war das Volk unter Nehemia in der Frage des Zehnten gehorsam gewesen (Neh 13,10-14), und doch waren sie noch arm und in Knechtschaft. Aber anstatt nun einmal in sich zu gehen, empören sie sich gegen Gott. So endet die moralische Geschichte Israels, ebenso die der Welt. Sie sieht, wie der Hochmut Erfolg hat, wie die Gottlosen zu Reichtum und Ehre kommen, und beneidet deshalb nicht allein die Ungerechten (Ps 73), sondern nimmt diese Gelegenheit sogar zum Anlass, um Gott zu leugnen und Ihn zu lästern.
Ehe wir nun zu einem neuen Gegenstand übergehen, wollen wir den sittlichen Zustand des Volkes und des Priestertums, wie er durch die verschiedenen Fragen in diesen Kapiteln gekennzeichnet wird, noch einmal kurz zusammenfassen. Diese Fragen sind neun an der Zahl Sie deuten eine sträfliche Unwissenheit an, und zwar im Blick auf:
1. die Liebe Gottes (1,2);
2. das, was Ihm geziemt (1,6);
3. die Ihm darzubringende Anbetung (1,7);
4. das, was der Reinheit Seines Tisches gebührt (1,12);
5. ihre eigene Treulosigkeit (2,14);
6. die Heiligkeit und Gerechtigkeit Gottes (2,17);
7. das, was eine wahre Bekehrung ist (3,7);
8. die Hingabe im Dienst (3,8).
9. All dies endet in offener Empörung gegen Gott, ohne dass das Volk sich derselben überhaupt bewusst ist (3,13)!1)
1) In Wahrheit sind es nur acht Fragen, da Kap.1,12 eigentlich keine Frage darstellt. Der Übersetzer.