Obad 7: Bis zur Grenze haben dich alle deine Bundesgenossen geschickt; betrogen, überwältigt haben dich deine Freunde, die dein Brot aßen; sie legten eine Schlinge unter dich …
In dem Moment, als Edom fast sein Ziel erreicht hat, das Erbland Israel einzunehmen, fallen ihm seine Verbündeten in den Rücken. Sie „schicken es bis zur Grenze“; das heißt, denke ich, es wird bis zur Grenze seines eigenen Landes zurückgestoßen. Edom wird dem Heer aus dem Westen begegnen, das sich offenkundig aufgemacht hat, um die Einnahme Jerusalems durch Edom zu verhindern und ebenso auch durch die Ammoniter, die Moabiter und den Assyrer. So wird sich erfüllen Sacharja 12,2: „Siehe, ich mache Jerusalem zu einer Taumelschale für alle Völker ringsum.“
Das Gebiet Edom ist in diesem Moment ein äußerst wichtiger strategischer Punkt, um sich gegen Gog (den Assyrer) zu kehren, der sich wie ein reißender Wasserfall auf Ägypten gestürzt hat (Dan 11,40-43). Edom ist nicht begrenzt auf das Gebirge Seir, wie wir weiter oben bemerkt haben, sondern umfasst auch das Gebiet Idumäa. Das Heer des Westens besetzt es, um dem Assyrer in Palästina den Weg abzuschneiden auf seinem Rückweg von Ägypten, entweder dem Mittelmeer entlang oder durch die Halbinsel Sinai. Der Plan des Westheeres scheint sehr weise zu sein, aber sie haben ihn ohne den HERRN gemacht. Er ist es, der sie ohne ihr Wissen in Edom gesammelt hat, um sie zu vernichten. Jesaja 34,2-8: „Denn der Zorn des HERRN ergeht gegen alle Nationen, und sein Grimm gegen ihr ganzes Heer … mein Schwert, siehe, auf Edom fährt es herab und auf das Volk meines Bannes zum Gericht …, denn der HERR hat ein Schlachtopfer in Bozra und eine große Schlachtung im Land Edom. Denn der HERR hat einen Tag der Rache, ein Jahr der Vergeltung für die Rechtssache Zions.“ Dieses Gericht der Kriegsheere der Nationen geschieht durch den HERRN allein: „Von den Völkern [ist] niemand“ bei Ihm, wenn er „von Edom kommt, von Bozra in hochroten Kleidern“ (Jes 63,1-3).1
Erst nach der Vernichtung der Heere des Westreiches und dessen Anführer – des Tiers und des falschen Propheten (Off 19,19-21) – wird der HERR auf dem Gebiet Israels die ganze Armee des Assyrers vernichten, der von Ägypten herkommt, um seinerseits Jerusalem und Palästina einzunehmen (Dan 11,44.45).
Die Vernichtung der Westheere in Edom wird in der Prophetie Obadjas nicht erwähnt. Wir vernehmen nur, dass Edom nun selbst gründlich geplündert wird von seinen ehemaligen Verbündeten, die früher in Frieden mit ihm lebten, und dass ein großes Gemetzel stattfindet.
Die zentrale Lage von Edom
Edom hat sich also getäuscht in seinen klug erarbeiteten Plänen. Sie führen alle zu seiner Vernichtung, weil es das alte Volk Gottes und die heilige Stadt im Moment seiner Wiederherstellung angegriffen hat. Was helfen ihm jetzt seine so gerühmten Weisen?