Behandelter Abschnitt Joel 2,4-11
Joel 2,4-11: Sein Aussehen ist wie das Aussehen von Pferden; und wie Reitpferde, so rennen sie. Wie Wagengerassel hüpfen sie auf den Gipfeln der Berge, wie das Prasseln der Feuerflamme, die Stoppeln verzehrt; sie sind wie ein mächtiges Volk, zum Kampf gerüstet. Vor ihm zittern die Völker, alle Angesichter erblassen. Sie rennen wie Helden, wie Kriegsleute ersteigen sie die Mauer; und sie ziehen jeder auf seinem Weg, und ihre Pfade wechseln sie nicht. Und keiner drängt den anderen, sie ziehen jeder einzeln auf seiner Bahn; und sie stürzen zwischen den Waffen hindurch und verwunden sich nicht. Sie laufen in der Stadt umher, rennen auf die Mauer, steigen in die Häuser; durch die Fenster dringen sie ein wie der Dieb. Vor ihnen erbebt die Erde, erzittert der Himmel; Sonne und Mond verfinstern sich, und die Sterne verhalten ihren Glanz. Und der HERR lässt vor seiner Heeresmacht her seine Stimme erschallen, denn sein Heerlager ist sehr groß, denn der Vollstrecker seines Wortes ist mächtig; denn groß ist der Tag des HERRN und sehr furchtbar, und wer kann ihn ertragen?
Der Prophet hat die Heuschreckenplage erlebt und entnimmt daraus seine Bilder. Alle, die Zeugen einer solchen gewesen sind, beschreiben sie ebenso. Ein Beobachter schreibt:
Dieses ungeheure ruhende Heer machte im Fressen einen ganz eigentümlichen Lärm. Wir hörten dies Geräusch schon, bevor wir diese Fresser selbst erreichten.
Ein anderer sagt:
Es ist schwer, den Eindruck zu beschreiben, den die ganze Atmosphäre macht, die nach allen Seiten und in sehr beträchtlicher Höhe von einer unzählbaren Menge dieser Insekten erfüllt ist, deren Flug langsam und gleichgeschaltet ist und deren Geräusch dem des Regens gleicht; der Himmel war dadurch verdunkelt, und das Licht der Sonne stark geschwächt.
Noch ein anderer sagt:
Zu einem kompakten Körper vereinigt, in mächtigen Bataillonen einer geradlinigen Richtung folgend, ihre Reihen wie Kriegsleute einhaltend, erklettern sie Bäume, Mauern, Häuser und zerstören unterwegs alles Grün. Ja noch mehr, wie Diebe drangen sie in alle Häuser und in die Schlafzimmer.
Hier aber übersteigt die Beschreibung des Feindes jenes Phänomen bei weitem. „Wie
Wagengerassel hüpfen sie auf den Bergen, … wie ein mächtiges Volk zum Kampf gerüstet. Sie stürzen zwischen den Waffen hindurch und verwunden sich nicht. Sie laufen in der Stadt umher“ (Joel 2,5-9). Es ist „das Heerlager Gottes“, der mächtige „Vollstrecker seines Wortes“ (Joel 2,11). In Joel 2,1 kommt der Tag, der nahe ist im Augenblick, da die Posaune ertönt; hier aber: „Groß ist der Tag des HERRN und sehr furchtbar, und wer kann ihn ertragen?“ (Joel 2,11). In Joel 4,14 sehen wir ihn nochmals: „Nahe ist der Tag des HERRN im Tal der Entscheidung.“
Beachtet nun Jerusalem den lauten Ruf der Posaune? Ach, auch in jenen zukünftigen Tagen wird es so wenig darauf hören wie in den früheren Tagen. Alle Propheten unterrichten uns darüber. Jerusalem wird, indem es auf seinen Bund mit dem Römischen Reich und dem Antichristen baut, sich prahlend rühmen, „einen Bund mit dem Tod und einen Vertrag mit dem Scheol“ gemacht zu haben (Jes 28,15). Es wird sagen: „Wenn die überflutende Geißel hindurchfährt, wird sie an uns nicht kommen“ (Jes 28,15). Der Feind wird die Stadt unversehens überfallen und sich ihrer bemächtigen. Es ist zu beachten, dass es sich hier einzig um die Stadt Jerusalem und seine Mauer handelt. In der Tat haben wir hier den Schauplatz dieses Vorgangs, den Joel beschreibt; es ist Zion, das zum lauten Blasen der Posaune aufgerufen wird. Das Heer erstürmt die Mauer, verteilt sich in der Stadt, steigt in die Häuser und durch die Fenster. Jerusalem ist hier in Gegensatz zu den übrigen Städten Israels gebracht. In Hesekiel sagt der nämliche Feind, Gog: „Ich will hinaufziehen indas Land der offenen Städte, will über die kommen, die in Ruhe sind, in Sicherheit wohnen, die allesamt ohne Mauern wohnen und Riegel und Tore nicht haben: um Raub zu rauben und Beute zu erbeuten … gegen ein Volk, das aus den Nationen gesammelt ist, … das den Mittelpunkt der Erde bewohnt“ (Hes 38,11.12). Andererseits zeigt uns Sacharja 14,2, dass Jerusalem durch denselben Feind belagert und dass die Stadt (das Wort wird dreimal wiederholt, vgl. Lk 24,49) eingenommen werde. Jesaja endlich belehrt uns, dass die Stadt vor der „überflutenden Geißel“, das heißt dem Assyrer, nicht verschont bleiben wird, sondern dass man sich, wenn dann die Befreiung kommt, nicht auf den Schreiber noch auf den Wäger noch den, der die Türme zählt, stützen wird“ (Jes 28,14-21; 33,18). Daraus sieht man, dass Jerusalem, im Gegensatz zu den „offenen Städten“, als Hauptstadt und Zentrum des Widerstandes gegen den Feind vom Norden befestigt sein wird. Der Prophet geht aber weiter, und seine Sprache zeigt deutlich, dass das Heuschreckenheer nur ein schwaches Abbild des zukünftigen Einfalls des Assyrers bedeutet. „Vor ihnen erbebt die Erde, erzittert der Himmel; Sonne und Mond verfinstern sich, und die Sterne verhalten ihren Glanz“ (Joel 2,10). Darum, weil „der HERR vor seiner Heeresmacht her seine Stimme erschallen lässt, denn sein Heerlager ist sehr groß, denn der Vollstrecker seines Wortes ist mächtig; denn groß ist der Tag des HERRN und sehr furchtbar, und wer kann ihn ertragen?“ Hier ist dieser Tag nicht mehr wie am Anfang des Kapitels kommend, sondern jetzt ist er da. Da erhebt sich wiederum die Frage: Was tun? Die Antwort gibt uns Apostelgeschichte 17,30.31: „Gott gebietet jetzt den Menschen, dass siealle überall Buße tun sollen, weil er einen Tag gesetzt hat, an dem er den Erdkreis richten wird in Gerechtigkeit durch einen Mann, den er dazu bestimmt hat, und er hat allen den Beweis davon gegeben, indem er ihn aus den Toten auferweckt hat.“ Somit ist angesichts des Gerichts die Buße das Einzige, was Gott von den Menschen fordert, und ebendies finden wir auch in unserem Propheten. Er sagt, „jetzt noch“ sei Raum zur Buße: