Behandelter Abschnitt 5. Mose 31,9-13
Das Wort Gottes soll vor allen gelesen werden
In den Versen 9–13 sind zwei Dinge besonders wichtig. Da ist zunächst die Tatsache hervorzuheben, dass der Herr größten Wert auf die öffentlichen Zusammenkünfte seines Volkes legt, die den Zweck hatten, dem Volk sein Wort zu übermitteln. Ganz Israel, Männer, Frauen und Kinder, wie auch der Fremde, der in ihrer Mitte lebte, alle wurden angewiesen, sich zu versammeln, um das Vorlesen des Gesetzbuches Gottes anzuhören, damit alle seinen heiligen Willen und ihre Pflichten kennenlernten.
Jedes Glied der Versammlung sollte in persönlichen Kontakt mit dem offenbarten Willen des Herrn gebracht werden, damit jeder Einzelne seine ernste Verantwortung kannte.
Zweitens ist es wichtig zu sehen, wie auch die Kinder vor dem Herrn versammelt werden mussten, um sein Wort zu hören. Beide Tatsachen sind voll Belehrung für alle Glieder der Versammlung Gottes, weil sich gerade in Bezug auf diese beiden Punkte heutzutage ein bedauernswerter Mangel zeigt. Es scheint oft, als fehle dem Wort Gottes an und für sich die genügende Anziehungskraft, um uns zusammenzuführen. Vielfach zeigt sich ein Verlangen nach anderen Dingen. Menschliche Redekunst, Musik und allerlei andere, auf die religiösen Gefühle einwirkenden Dinge hält man für nötig, um die Leute zusammenzubringen. Das Wort Gottes allein genügt nicht mehr.
Vielleicht wird man einwenden, dass zwischen uns und Israel doch ein großer Unterschied bestehe, da jetzt jeder das Wort Gottes in seinem Haus habe und lesen könne, und dass deshalb ein gleiches Bedürfnis für das öffentliche Lesen und Betrachten des Wortes Gottes nicht mehr vorliege. Doch ein solcher Einwand hält einer Prüfung im Licht der Wahrheit nicht stand. Alle, die das Wort Gottes persönlich schätzen und lieben und es im Familienkreis lesen und erforschen, werden sicher auch ein Interesse an dessen öffentlicher Verkündigung haben. Solche schätzen es als ein großes Vorrecht, sich zusammen mit anderen um die Heilige Schrift zu versammeln, um aus ihr, der Quelle lebendigen Wassers, zu gemeinsamer Segnung und Erfrischung zu schöpfen.
Aber leider wird das Wort Gottes im Allgemeinen weder im häuslichen Kreis noch in den Versammlungen so geschätzt und geliebt, wie es sein sollte. Während man zu Hause begierig Zeitschriften und dergleichen liest, verlangt man in den Versammlungen nach Musik, Gesang und feierlichen Zeremonien. Wenige lieben solche Versammlungen, in denen einfach das Wort Gottes betrachtet wird. Das Verlangen nach Erregung religiöser Gefühle steigert sich immer mehr, während der Wunsch nach einer ruhigen Betrachtung des Wortes Gottes im gleichen Maß abnimmt.
Gott sei Dank, dass es hier und dort noch einige gibt, die das Wort Gottes wirklich lieben und deren Freude es ist, sich darum zu scharen, um seine wertvollen Wahrheiten zu erforschen! Möge der Herr ihre Zahl vermehren! Und möchten auch wir bis zum Ende zu ihrer Zahl gehören!