Vermischte Saat
Die folgenden wichtigen Belehrungen sind voll von Anleitungen für jeden christlichen Arbeiter. „Du sollst deinen Weinberg nicht mit zweierlei Samen besäen, damit nicht die Fülle des Samens, den du gesät hast, und der Ertrag des Weinbergs geheiligt werden“ (Kap. 22,9).
Ein sehr wichtiges Prinzip! Wir fürchten, dass in der heutigen Zeit viel von diesem „vermischten Samen“ gesät wird. Vielfach wird in der Christenheit die Predigt des Wortes vermischt mit „Philosophie und eitlem Betrug“ (Kol 2,8), mit „der fälschlich sogenannten Kenntnis“ (1Tim 6,20) und mit den „Elementen der Welt“ (Kol 2,8)! Selten wird der reine, unverfälschte Samen des Wortes Gottes, der „unverwesliche Samen“ des Evangeliums Christi in unseren Tagen auf dem weiten Feld der Christenheit ausgestreut, und die Zahl derer ist verhältnismäßig klein, denen die Bibel genügt, um aus ihr den Stoff für ihren Dienst zu schöpfen. Wer durch die Gnade Gottes treu genug ist, es zu tun, wird als einseitiger, engherziger Mensch angesehen. Er gehört, wie man sagt, zu der alten Schule und ist weit hinter seiner Zeit zurückgeblieben.
Wir können Gott nur von ganzem Herzen bitten, dass Er diese einseitigen Männer aus der guten alten apostolischen Schule segnen möge. Wir beglückwünschen sie von ganzem Herzen, dass sie so engherzig sind und so weit hinter der gegenwärtigen Zeit des Unglaubens und der Finsternis zurückbleiben. Wir sind überzeugt, dass jeder wirkliche Diener Christi ein Mann, beseelt von einem Gedanken sein muss, und dieser Gedanke ist Christus. Er muss so engherzig sein wie die Wahrheit Gottes und darf kein Haarbreit von ihr abweichen. Wir können uns der Überzeugung nicht verschließen, dass die Anstrengungen der Prediger und Lehrer der Christenheit, mit der zeitgenössischen Literatur Schritt zu halten, zum großen Teil schuld sind an den schnellen Fortschritten des Vernunftglaubens und des Unglaubens. Sie haben sich von den Heiligen Schriften entfernt und ihren Dienst mit dem, was Philosophie, Wissenschaft und Literatur ihnen boten, zu schmücken gesucht. Auf diese Weise haben sie mehr auf den Verstand als auf das Herz und Gewissen ihrer Zuhörer gewirkt.
Die reinen und wertvollen Lehren der Heiligen Schrift, die unverfälschte Milch des Wortes, das Evangelium von der Gnade Gottes und der Herrlichkeit Christi hielt man für ungenügend, um große Gemeinden aufzuziehen und zusammenzuhalten. Wie Israel damals das Manna verachtete, seiner überdrüssig wurde und es eine lose Speise nannte, so ist die bekennende Christenheit der reinen Lehre des herrlichen Christentums, die im Neuen Testament entfaltet wird, überdrüssig geworden und hat nach Nahrung für den Verstand und die Einbildungskraft gelechzt. Die Lehre vom Kreuz, dessen sich der Apostel rühmte, hat ihren Reiz für sie verloren, und jeder, der noch in persönlicher Treue daran festhält und seinen Dienst darauf beschränkt, diese Lehre zu verkünden, kann ruhig jeden Gedanken an Volkstümlichkeit und Beliebtheit aufgeben.
Möchten dagegen alle wirklichen treuen Diener Christi unbeirrt und mit unwandelbarer Energie an dem oben angeführten Grundsatz festhalten, nicht „zweierlei Samen“ auszustreuen! Möchten sie in der Ausübung ihres Dienstes nicht von dem „Bild gesunder Worte“ abweichen, und das „Wort der Wahrheit recht teilen“, damit sie sich nicht zu schämen brauchen, sondern vollen Lohn empfangen an dem Tag, an dem das Werk jedes Einzelnen geprüft wird! (2Tim 1,13; 2,15). Unbestreitbar ist der reine Same des Wortes Gottes das einzige Material, das sich zum Gebrauch für den geistlichen Arbeiter eignet. Wir sind weit davon entfernt, die Gelehrsamkeit verachten zu wollen.
Wir schätzen sie vielmehr an ihrem Platz sehr hoch. Die Ergebnisse der Wissenschaft und die Hilfsmittel der gesunden Philosophie können sicher zur Entfaltung und Erläuterung der Wahrheiten der Heiligen Schrift nützlich verwandt werden. Unser Herr selbst und seine Apostel haben in ihren öffentlichen Lehrreden von den Tatsachen der Geschichte und der Natur Gebrauch gemacht, und welcher vernünftige Mensch würde z. B. den Wert und die Wichtigkeit einer gründlichen Kenntnis der hebräischen und griechischen Sprache, sowohl für die persönliche Erforschung als auch für die Verkündigung und Auslegung des Wortes Gottes bezweifeln?
Aber bei alledem bleibt doch der große praktische, für die Gläubigen und besonders für die Arbeiter des Herrn unumgänglich notwendige Grundsatz unangetastet, dass der Heilige Geist die einzige Kraft und die Heilige Schrift die einzige Grundlage für jeden Dienst bilden, sei es im Werk des Evangeliums oder in der Versammlung Gottes. Würde dieser Grundsatz besser verstanden und treuer befolgt, so würden wir bald ganz andere Verhältnisse im Weinberg Christi feststellen.