Behandelter Abschnitt 2. Mose 2,5-10
Gottes weise Voraussicht
„Und die Tochter des Pharaos ging hinab, um an dem Strom zu baden, und ihre Dienerinnen gingen an dem Ufer des Stromes entlang. Und sie sah das Kästchen mitten im Schilf, und sandte ihre Magd hin und ließ es holen. Und sie öffnete es und sah das Kind, und siehe, der Knabe weinte. Und sie hatte Mitleid mit ihm, und sie sprach: Von den Kindern der Hebräer ist dieses“ (V. 5.6). Hier beginnt die göttliche Antwort sich anzubahnen. Gott war in diesen Umständen. Der Rationalist, der Zweifler, der Gottesleugner – sie alle mögen diese Vorstellung belächeln. Aber auch der Glaube lacht; und sein Lachen ist ganz anders. Die einen gefallen sich in einem kalten, verächtlichen Lächeln bei dem Gedanken, dass Gott sich um eine so geringfügige Sache wie den Spaziergang einer Königstochter am Ufer eines Flusses kümmern sollte. Aber der Gläubige lacht mit wahrer Herzensfreude bei dem Bewusstsein, dass Gott in allem ist. Und in der Tat, wenn Gott jemals seine Hand in irgendeiner Sache hatte, so war es in diesem Spaziergang der Tochter des Pharaos, obwohl sie selbst nichts davon ahnte.
Es ist eine der liebsten Beschäftigungen des Gläubigen, die Spuren des göttlichen Wirkens in Ereignissen zu verfolgen, in denen ein leichtfertiges Gemüt nur blinden Zufall oder unabwendbares Verhängnis entdeckt. Eine belanglose Sache erweist sich manchmal als wichtiges Glied in einer Kette von Ereignissen, die der allmächtige Gott zur Entwicklung seiner großen Absichten mitwirken lässt. Werfen wir z. B. einen Blick auf Esther 6,1. Wir finden dort einen heidnischen Monarchen, der eine Nacht schlaflos zubringt. Das war doch wohl nichts Ungewöhnliches; und doch bildete gerade dieser Umstand ein höchst wichtiges Glied in der langen Vorsehungskette, deren Ende die wunderbare Befreiung des unterdrückten Volkes Israel bildet. Genauso war es mit dem Spaziergang der Tochter des Pharaos. Sie dachte sicher nicht im Geringsten daran, dass sie zur Förderung der Vorsätze des „Gottes der Hebräer“ mitwirken sollte, und dass das weinende Kind in dem Kästchen aus Rohr das vom Herrn bestimmte Werkzeug wäre, durch das Ägypten bis in sein Innerstes erschüttert werden sollte. Und doch war es so. Wahrlich, der Ewige kann es bewirken, dass „der Grimm des Menschen ihn preist“, und dass Er „mit dem Rest des Grimms sich gürtet“ (Ps 76,11).
Wie klar tritt uns diese Weisheit in der folgenden Stelle vor Augen: „Und seine Schwester sprach zu der Tochter des Pharaos: Soll ich hingehen und dir eine stillende Frau von den Hebräerinnen rufen, dass sie dir das Kind stille? Und die Tochter des Pharaos sprach zu ihr: Geh hin. Da ging die Jungfrau hin und rief die Mutter des Kindes. Und die Tochter des Pharaoss sprach zu ihr: Nimm dieses Kind mit und stille es mir, und ich werde dir deinen Lohn geben. Und die Frau nahm das Kind und stillte es. Und als das Kind groß wurde, brachte sie es der Tochter des Pharaos, und es wurde ihr zum Sohn; und sie gab ihm den Namen Mose und sprach: Denn aus dem Wasser habe ich ihn gezogen“ (V. 7–10). Der Glaube der Mutter findet hier seine Belohnung. Satan ist geschlagen, und die wunderbare Weisheit Gottes tritt ans Licht. Wer hätte ahnen können, dass derselbe Mann, der einst gesagt hatte: „Wenn es ein Sohn ist, so tötet ihn“ (Kap. 1,16), und: „Jeden Sohn, der geboren wird, sollt ihr in den Strom werfen“ (Kap. 1,22) – einen dieser Söhne an seinem Hof aufnehmen würde? Der Teufel war durch seine eigenen Waffen geschlagen, indem der Pharao, den er zur Vereitelung des göttlichen Vorsatzes benutzen wollte, von Gott gebraucht wurde, jenen Mose zu ernähren und zu erziehen, der als ein Werkzeug in der Hand Gottes die Macht Satans brechen sollte.
Wirklich, „der Herr der Heerscharen; er ist wunderbar in seinem Rat, groß an Verstand“ (Jes 28,29).
Möchten wir doch lernen, mit mehr Einfalt unser Vertrauen auf ihn zu setzen! Unser Leben würde glücklicher und unser Zeugnis wirksamer sein.