In dem kurzgefassten Bericht, den Markus von der prophetischen Predigt unseres Herrn auf dem Ölberg und von den Fragen, die zu ihr führten, gibt, sehen wir, wie die bevorzugten Zuhörer – d. h. Petrus, Jakobus, Johannes und Andreas – mehr als anderswo herausgestellt werden. Diese Genauigkeit in den Einzelheiten ist kennzeichnend für Markus, obwohl sein Evangelium das kürzeste ist.
Als Antwort auf ihre Frage, wann diese Dinge geschehen würden, nämlich die Zerstörung der großen Tempelgebäude, und was das Zeichen sei, wann dieses alles vollendet werden soll, warnte Er die Jünger davor, sich von irgendeinem Menschen verführen zu lassen. Diese Ermahnung ist allen drei Evangelisten, die uns diese Rede mitteilen, gemeinsam. Aber wir werden hier finden, dass die Warnungen und Belehrungen des Herrn offensichtlich in Hinsicht auf ihren Dienst vorgestellt werden. Das war im ganzen Markusevangelium der Fall.
Christus selbst ist der vollkommene Knecht Gottes und der Prophet, der hienieden das Evangelium predigte und Werke tat, die dem Geist des Evangeliums entsprachen. So ist Er auch in seiner prophetischen Rede der Knecht, indem Er den Jüngern das gibt, was nicht nur für ihre Seelen, sondern auch für ihr Werk größte Bedeutung hat. Es handelt sich nicht nur um die Vorhersage kommender Gerichte, sondern auch um Vorauswarnungen und Ermahnungen bezüglich ihres Zeugnisses. Sie sollten sich vor Verführern hüten. Weiterhin sollten sie sich nicht durch äußere Erscheinungen, wie Kriege, Kriegsgerüchte, usw. beunruhigen lassen. Angesichts des einen oder anderen sollten sie wissen, dass das Ende noch nicht gekommen war.
Wenn es sich um die Versammlung (Kirche) handelt, wird der Nachdruck auf eine gerade entgegengesetzte Einstellung gelegt; denn für sie steht das Ende bevor. Die Sprechweise ist zu ihr ganz anders. Das ist bemerkenswert, denn der Christ weiß, dass diese unruhigen Zeiten des Endes über das jüdische Volk hereinbrechen und nicht über die Kirche. Sie sind die Vergeltung dafür, dass die Juden den wahren Christus verworfen haben. Im Gegensatz hierzu hat die Versammlung den wahren Christus angenommen und kommt deshalb nicht unter diese Gerichte. Darum wird dem Christen im Wort Gottes immer wieder die Gewissheit eingeprägt, dass das Ende aller Dinge unmittelbar bevorsteht. „Die Nacht ist weit vorgerückt, und der Tag ist nahe“ (Röm 13,12).
Da die Jünger damals nicht als Christen, sondern als Stellvertreter des Überrests der jüdischen Jünger in den letzten Tagen gesehen wurden, bestand der Hauptgegenstand der Rede auf dem Ölberg für sie darin, dass trotz dieser Bedrängnis und dieser Unruhen, welche jener Katastrophe dieses Zeitalters vorausgehen, das Ende noch nicht da ist. Der Herr sorgte auf zweifache Weise für sie. Er gab ihnen Belehrungen, die damals und bis zur Zerstörung Jerusalems galten. Doch Er sorgte auch dafür, dass diese Belehrungen auf einen späteren Tag zutreffen, wenn Jerusalem ein zweites Mal belagert und wenigsten zu einem großen Teil noch einmal fallen wird. Gott wird die Geißel, die große assyrische Macht, senden. Der Assyrer wird wegen des Gräuels der Verwüstung über Jerusalem hereinbrechen.
„Denn Nation wird sich gegen Nation erheben und Königreich gegen Königreich. Es werden Erdbeben sein an verschiedenen Orten; es werden Hungersnöte sein. Dies ist der Anfang der Wehen“ (V. 8).
Daher war das Ende noch nicht da. Doch Er wandte sich jetzt etwas vom Thema ab und führte eine Belehrung ein, die in den anderen Evangelien nicht in diesen Zusammenhang gebracht wird. Auch wenn es sich dort um etwas Ähnliches handelt, so wurde es doch zu einer früheren Zeit erwähnt. Es galt für eine Mission, auf die Er die Jünger aussandte und von der sie zurückgekehrt waren. Ich bezweifle keineswegs, dass der Herr diese Ermahnung auch dort vorstellte. Matthäus (Kap. 10) und Lukas (Kap. 12) wurden einfach von Gott angeleitet, uns ähnliche Worte woanders mitzuteilen. Markus wurde hingegen inspiriert, sie hier anzuführen. Der Herr gab zweifellos diese Belehrung wenigstens zu beiden Anlässen.