Behandelter Abschnitt Mal 3,13-18
Der treue Überrest inmitten eines widerspenstigen Volkes (Mal 3,13-18)
„Da unterredeten sich miteinander die den Herrn fürchten, und der Herr merkte auf und hörte; und ein Gedenkbuch wurde vor ihm geschrieben für die, die den Herrn fürchten und die seinen Namen achten. Und sie werden mir, spricht der Herr der Heerscharen, zum Eigentum sein an dem Tag, den ich machen werde und ich werde ihrer schonen, wie ein Mann seinen Sohn verschont, der ihm dient“ (3,16-17).
Die jüdische Nation zeigte durch ihr Verhalten immer wieder, dass es immer noch dasselbe Volk war, zu dem Mose mehr als tausend Jahre zuvor sagen musste: „Widerspenstige seid ihr gegen den Herrn gewesen von dem Tag an, da ich euch gekannt habe“ (5Mo 9,24). Und Gott selbst sagt über sie: „Ein Volk irrenden Herzens sind sie. Aber sie haben meine Wege nicht erkannt“ (Ps 95,10). Dennoch gab es unter ihnen immer noch eine kleine Gruppe gottesfürchtiger Menschen, die sich nicht vom Verfall mitreißen ließen. Diese trösteten sich gegenseitig mit den Verheißungen für die Gläubigen; der Herr hat Acht auf die Seinen und trägt Sorge für sie bis zu dem Moment, wo die endgültigen Befreiung kommt. In Anbetracht dieser Befreiung, die der Messias selbst bringen wird, wenn Er kommt, um seine kostbarsten Edelsteine zu sich zu nehmen, wird klar, dass es sich gelohnt hat, sich zu bekehren, d. h., sich Gott zuzuwenden.
Denn dann werden wir „den Unterschied sehen zwischen dem Gerechten und dem Gottlosen, zwischen dem, der Gott dient, und dem, der ihm nicht dient“ (3,18). Dieser Unterschied ist in der Tat immens und wird in Kapitel 3 ab Vers 19 sehr feierlich und eindrucksvoll dargestellt: „Denn siehe, der Tag kommt, brennend wie ein Ofen; und es werden alle Übermütigen und jeder Täter der Gottlosigkeit zu Stoppeln werden; und der kommende Tag wird sie verbrennen, spricht der Herr der Heerscharen, so dass er ihnen weder Wurzel noch Zweig lassen wird. Aber euch, die ihr meinen Namen fürchtet, wird die Sonne der Gerechtigkeit aufgehen mit Heilung in ihren Flügeln. Und ihr werdet ausziehen und hüpfen gleich Mastkälbern“ (V. 19-20).
Der Ausdruck „Überrest“ findet sich häufig in der Heiligen Schrift. Dieser Begriff, der „Verbliebenes“ oder „Übriggebliebenes“ bedeutet, wird in der biblischen Sprache häufig verwendet, um den treuen und gottesfürchtigen Teil eines Volkes zu bezeichnen. Manchmal wird er auch auf andere Nationen als Israel angewandt, zum Beispiel auf den Überrest Syriens oder Asdods, den Überrest der Philister, den Überrest Idumäas, den Überrest aus den Nationen. Dieser Ausdruck bezeichnet jedoch in den meisten Fällen den reumütigen und gottesfürchtigen Teil Israels, während sich der Großteil des Volkes vollständig von Gott entfernt hat. Im Besonderen ist damit auch der Teil des Volkes Israel gemeint, der in den kommenden Tagen abgesondert werden wird und zum lebendigen Mittelpunkt des wiederhergestellten, glücklichen und blühenden Volkes während des Tausendjährigen Reiches werden wird.
Solange das Volk das Zeugnis und den Gottesdienst des Herrn aufrechterhielt, konnte Gott sie als Ganzes anerkennen und es gab keinen Grund, von einem Überrest zu sprechen. Als aber die zehn Stämme den Gottesdienst des Herrn völlig aufgegeben und den Götzendienst Baals eingeführt hatten, nahm der Herr sich 7 000 Männer von Israel, die übrig geblieben waren, indem sie ihre Knie nicht vor dem Baal gebeugt hatten. Dies war der Überrest jener Tage (1Kön 19,18).
Das Gleiche geschieht in Juda: Als Ussija und Ahab den Herrn auf schlimmste Weise verleugnen, beginnt die Prophezeiung Jesajas, einen Überrest anzuerkennen. Nachdem er erfahren hat, dass das Volk zur Strafe blind werden wird, ein Gericht, das sich über den ganzen langen Zeitraum ihrer Zerstreuung erfüllen sollte, empfängt der Prophet diese Offenbarung: „Und ist noch ein Zehntel darin, so wird es wiederum vertilgt werden, gleich der Terebinthe und gleich der Eiche, von denen, wenn sie gefällt sind, ein Wurzelstock bleibt; ein heiliger Same ist sein Wurzelstock“ (Jes 6,13).
Jeremia prophezeite kurz vor der babylonischen Gefangenschaft und lebte lange genug, um Zeuge dieses Ereignisses zu werden und davon zu berichten. Die Sünden Manasses hatten Jerusalem mit unschuldigem Blut besudelt, deshalb erhielt Jeremia den Auftrag, den Juden zu erklären, dass das für sie bestimmte und von Gott lange aufgeschobene Gericht bald vollstreckt werden würde. Es war ein unumgängliches Gericht, und keine Fürbitte, nicht einmal von Moses oder Samuel, konnte es abwenden. Der Prophet beklagt sein Schicksal, mit einer solchen Botschaft belastet zu sein; doch er findet Trost in der Zusicherung, dass dem Überrest Barmherzigkeit widerfahren wird: „Wenn ich dich nicht zum Guten stärken, wenn ich nicht machen werde, dass zur Zeit des Unglücks und zur Zeit der Bedrängnis der Feind dich bittend angeht!“ (Jer 15,11). Jeremia und der Überrest, von dem er ein Teil war, unterschieden sich von dem bösen und abtrünnigen Volk. Es stimmt, er sollte von Fremden gefangen genommen und gebunden werden, genau wie die anderen, aber der Herr würde dafür sorgen, dass die Feinde „sie gut behandelten“.
Hesekiel, dessen Prophezeiungen etwas später als die Jeremias stattfanden, bestätigt, dass ein Überrest mitten im sündigen Juda verschont werden wird. Er sieht in einer Vision sechs Männer, die Werkzeuge zur Zerstörung mit sich tragen und mitten unter ihnen einen weiteren Mann, der in Leinen gekleidet ist und Schreibzeug an seiner Hüfte trägt. Gott ruft Letzterem zu: „Geh mitten durch die Stadt, mitten durch Jerusalem, und mache ein Zeichen an die Stirnen der Leute, die seufzen und jammern über all die Gräuel, die in ihrer Mitte geschehen“ (Hes 9,4). Die sechs bewaffneten Männer sollten hinter ihm hergehen und töten, ohne jemanden zu verschonen; aber ihnen wird ausdrücklich gesagt, dass sie sich niemandem nähern sollten, der das Zeichen trug. Der Überrest sollte verschont werden.
Während der siebzig Jahre der Gefangenschaft bildeten Hesekiel, Daniel, Sadrach, Mesach und Abednego sowie alle anderen Gleichgesinnten den wahren Überrest jener Tage. Es ist interessant zu beobachten, wie diese Männer, obwohl sie das allgemeine Schicksal des Volkes teilten, was die Unterwerfung unter das Joch der Heiden betrifft, dennoch von Gott als Hüter seiner Geheimnisse und Bekenner seines Namens geehrt wurden.
Am Ende der 70 Jahre ihres Exils in Babylon kehrten eine Reihe von Juden nach Jerusalem zurück, darunter der Überrest von Männern Gottes wie Esra, Nehemia, Serubbabel, Josua, Haggai und Sacharja. „Und nun ist uns für einen kleinen Augenblick Gnade vonseiten des Herrn, unseres Gottes, zuteil geworden, indem er uns Entkommene übriggelassen“ (Esra 9,8). „Nicht alle, die aus Israel sind, diese sind Israel“, sagt der Apostel Paulus in Römer 9,6. Tatsächlich fanden sich der Geist und der wahre Charakter des Überrests nur bei sehr wenigen, und bevor die Stimme der Prophezeiung nicht mehr zu hören ist, unterscheidet Maleachi, wie wir oben gezeigt haben, in ernster Weise zwischen dem wahren Überrest und der Menge des Volkes, egal ob diese zum Volk oder zu den Priestern gehörten.
Der Überrest hat immer den gleichen Charakter. Es gibt einen inmitten der bekennenden und weltlichen Christenheit. Dieser Überrest besteht aus all denen, die mit ihren Lippen den Herrn Jesus bekennen und in ihrem Herzen glauben, dass Gott Ihn von den Toten auferweckt hat (Röm 10,9).Von ihnen wird gesagt, dass sie errettet sind: Sie haben nichts zu tun mit den schrecklichen Gerichten der Endzeit, denn „wer an ihn glaubt, wird nicht zuschanden werden“. Der jüdische Überrest der Endzeit wird, bevor er in den Segen eingeht, jene Gerichte erleben müssen, die der wunderbaren Herrschaft ihres Messias vorausgehen werden. Wer aber darauf wartet, dass der Herr Jesus vom Himmel kommt, um die Seinen zu sich zu holen, der wird nach entrückt werden, um Ihm in den Wolken in der Luft zu begegnen, bevor der Tag des Zorns kommt, an dem die Heiligen gleich dem sein werden, der das Gericht vollstrecken wird und die Ihn in als Gefolge seiner Herrlichkeit begleiten werden.
Lieber Leser, der Sie diese Zeilen lesen, gehören Sie zu denen, die Jesus angenommen haben und für die nun diese tröstliche und herrliche Verheißung gilt: „Fürchte dich nicht, du kleine Herde, denn es hat eurem Vater wohlgefallen, euch das Reich zu geben“ (Lk 12,32)?