Behandelter Abschnitt Amos 7
Gott hatte lange geduldig gewartet. Mehr als einmal war Er nahe daran gewesen, Israel dem Gericht zu übergeben. Die Fürbitte des Propheten oder vielmehr des Geistes Christi, der in den Propheten wirkte (welche Fürbitte tatsächlich ihre Kraft seinen Leiden verdankte; siehe Ps 18), hatte den Schlag der Rute noch aufgehalten. Jetzt aber wollte der Herr mit dem Senkblei in seiner Hand zum Gericht aufstehen, und nichts würde Ihn bewegen, Sich wieder abzuwenden. Mit dem Haus Jehu würde Israel fallen. So ist es denn auch in Wirklichkeit geschehen. Es ist möglich, dass sich die vorher genannten Gerichte auf den Untergang des Geschlechtes Jerobeams, des Sohnes Nebats, sowie auf denjenigen des Geschlechtes Ahabs beziehen. Nach jedem dieser Ereignisse war Israel wieder aufgeholfen worden, nicht so aber, nachdem das Haus Jehus gefallen war.
Für eine solche Weissagung war des Königs Heiligtum nicht der Ort. Eine Religion, die ohne Gottesfurcht, rein durch menschliche Staatsklugheit, zustande gebracht ist, kann das Zeugnis der Wahrheit nicht ertragen. Bethel war ein königlicher Wohnsitz. Der Priester berichtet alles dem König.
Mag doch der Prophet nach Juda gehen! Dort war der Herr anerkannt, und die Wahrheit mochte dort verkündigt werden; hier aber war nicht der Ort für solche abstoßende Wahrheiten. Der König war Gebieter in allen religiösen Angelegenheiten, der Mensch war Herr. Doch der Herr verzichtet nicht auf die Ihm gebührenden Rechte. Amos war weder ein Prophet noch ein Prophetensohn gewesen.
Nicht Menschen, auch nicht der Wunsch seines eigenen Herzens hatten ihm dieses Amt gegeben. Der Herr hatte ihn nach seinem unumschränkten Willen dazu bestimmt, und sein Wort war das Wort des Herrn. Der Priester, der sich demselben widersetzte, würde die Folgen seines voreiligen Handelns tragen, und Israel würde gewiss weggeführt werden.
Kapitel 8
Kapitel 8 bringt von neuem die Erklärung, dass um Israels Ungerechtigkeit willen sein Ende gekommen sei. Gott würde nicht länger an ihm vorübergehen. Der Prophet kündigt zugleich an, in was für ein Elend das Volk geraten würde, wenn es einmal aller Leitung seitens des Herrn beraubt wäre. Ihr Hunger und Durst nach Gottes Wort würde nicht gestillt. Wer auf die nichtigen Götzen vertraute, die Israel sich aufgerichtet hatte, würde fallen und nicht wieder aufstehen.