Und Hiob antwortete und sprach:
Dergleichen habe ich oft gehört; ihr seid allzumal leidige Tröster.
Haben die geistreichen Worte ein Ende? Oder was reizt dich zu antworten?
Auch ich könnte reden wie ihr, befände sich nur eure Seele an meiner Statt; da wollte ich Reden halten gegen euch und den Kopf schütteln über euch!
Ich wollte euch stärken mit meinem Munde und mit dem Trost meiner Lippen lindern euren Schmerz!
Wenn ich rede, so wird mein Schmerz nicht gelindert, unterlasse ich es aber, was geht mir dann ab?
Doch jetzt hat Er mich erschöpft. Du hast all meinen Hausstand verwüstet
und hast mich zusammenschrumpfen lassen; zum Zeugen ist das geworden, und meine Magerkeit antwortet gegen mich.
Sein Zorn hat mich zerrissen und verfolgt; er knirscht mit den Zähnen über mich, mein Feind blickt mich mit scharfem Auge an.
Sie haben ihr Maul gegen mich aufgesperrt, unter Schimpfreden schlagen sie mich auf meine Backen, sie rüsten sich allesamt wider mich.
Gott hat mich den Buben preisgegeben und den Händen der Gottlosen überliefert.
Sorglos war ich; da hat er mich überfallen, er hat mich beim Nacken ergriffen und zerschmettert und mich zu seiner Zielscheibe aufgestellt.
Seine Schützen haben mich umringt, er hat meine Nieren durchbohrt ohne Erbarmen und meine Galle auf die Erde ausgeschüttet.
Er hat mir eine Wunde um die andere zugefügt, ist gegen mich angelaufen wie ein Held.
Ich habe einen Sack um meine Haut genäht und mein Horn in den Staub gesenkt.
Mein Angesicht ist gerötet vom Weinen, und auf meinen Augenlidern liegt Todesschatten
dafür, daß kein Unrecht an meinen Händen klebt und mein Gebet lauter ist!
O Erde, decke mein Blut nicht zu, und mein Geschrei komme nicht zur Ruhe!
Aber auch jetzt noch, siehe, ist mein Zeuge im Himmel und mein Verteidiger in der Höhe!
Meine Freunde spotten meiner; aber mein Auge tränt zu Gott,
daß er dem Manne Recht schaffe vor Gott und entscheide zwischen dem Menschen und seinem Nächsten.
Denn meine Jahre sind gezählt, und auf dem Pfad, den ich nun wandle, komme ich nicht mehr zurück.
Querverweise zu Hiob 16,21 Hiob 16,21
Er nehme aber seine Rute von mir, und sein Schrecken überfalle mich nicht,
so will ich reden und ihn nicht fürchten; denn nicht also steht es in mir selbst.
Doch will ich nun zum Allmächtigen reden; mit Gott zu rechten, gelüstet mich.
Dann rufe Du, und ich will antworten, oder ich will reden, und Du erwidere mir!
O daß ich wüßte, wo ich Ihn fände! Ich würde zu seinem Throne gehen.
Ich würde ihm die Streitfrage vorlegen und meinen Mund mit Beweisen füllen;
ich möchte wissen, was er mir antworten, und gerne sehen, was er zu mir sagen würde.
Würde er heftig mit mir streiten? Nein, er würde mich gewiß anhören.
Da würde der Redliche bei ihm Recht finden, und ich würde auf ewig frei ausgehen von meinem Richter.
O daß ich einen hätte, der mir Gehör schenkte! Siehe, da ist meine Unterschrift; der Allmächtige antworte mir, und mein Gegner schreibe eine Klageschrift wider mich!
Und der HERR antwortete dem Hiob aus dem Wetter und sprach:
Gürte doch deine Lenden wie ein Mann; ich will dich fragen; sage her!
Willst du mir mein Recht absprechen, mir Ungerechtigkeit nachweisen, damit du gerecht seiest?
Ist denn dein Arm dem Arme Gottes gleich, oder sprichst du mit Donnerstimme wie er?
Bekleide dich doch mit Macht und Majestät und umgib dich mit Herrlichkeit und Glanz!
Was immer entstanden ist, längst ward es mit Namen genannt! Und es ist bekannt, was ein Mensch ist: er kann nicht rechten mit dem, der mächtiger ist als er;
Wehe dem, der mit seinem Schöpfer hadert, eine Scherbe unter irdenen Scherben! Spricht auch der Ton zu seinem Töpfer: »Was machst du?« oder dein Werk: »Er hat keine Hände«?
Nun ja, lieber Mensch, wer bist denn du, daß du mit Gott rechten willst? Spricht auch das Gebilde zu seinem Bildner: Warum hast du mich so gemacht?