Hermann Menge (1841-1939)
Versliste
Dann sah ich einen Engel aus dem Himmel herabkommen, der den Schlüssel zum Abgrund (= zur Hölle) und eine große Kette in seiner Hand hatte.
Er ergriff den Drachen, die alte Schlange – das ist der Teufel und der Satan –, legte ihn auf tausend Jahre in Fesseln,
warf ihn in den Abgrund, verschloss den Eingang und brachte über ihm ein Siegel an, damit er die Völker nicht mehr verführe, bis die tausend Jahre zu Ende sind; danach muss er auf kurze Zeit noch einmal freigelassen werden.
Dann sah ich Thronsessel (aufgestellt), auf die sich (Richter) setzen; und es wurde ihnen das Gericht übertragen. Dann sah ich die Seelen derer, die wegen des Zeugnisses Jesu (oder: wegen ihres Zeugnisses für Jesus) und um des Wortes Gottes willen enthauptet worden waren und die das Tier und sein Bild nicht angebetet und das Malzeichen an Stirn und Hand (oder: Arm) nicht angenommen hatten; sie wurden wieder lebendig und herrschten als Könige zusammen mit Christus tausend Jahre lang.
Die übrigen Toten aber lebten bis zum Ablauf der tausend Jahre nicht wieder auf. Dies ist die erste Auferstehung:
selig und heilig ist, wer an der ersten Auferstehung Anteil hat! Über diese hat der zweite Tod keine Gewalt, sondern sie werden Priester Gottes und Christi sein und die tausend Jahre hindurch zusammen mit ihm herrschen.
Wenn dann aber die tausend Jahre zu Ende sind, wird der Satan aus seinem Gefängnis freigelassen werden,
und er wird sich aufmachen, um die Völker an den vier Ecken (oder: Enden) der Erde zu verführen, den Gog und Magog (vgl. Hes 38,2; 1.Mose 10,2), um sie zum Kampf zusammenzubringen; deren Zahl ist wie die des Sandes am Meer.
Sie zogen dann auf die Breite (oder: Hochebene) der Erde hinauf und umzingelten das Heerlager der Heiligen und die geliebte Stadt. Da fiel Feuer vom Himmel herab und verzehrte sie;
und ihr Verführer, der Teufel, wurde in den Feuer- und Schwefelsee geworfen, in welchem sich auch das Tier und der Lügenprophet befinden; dort werden sie bei Tag und bei Nacht in alle Ewigkeit gepeinigt werden.
Weiter sah ich einen großen weißen Thron und den, der auf ihm saß; vor dessen Angesicht flohen (oder: schwanden) die Erde und der Himmel, und es fand sich keine Stätte mehr für sie.
Und ich sah die Toten, die Großen wie die Kleinen, vor dem Throne stehen, und Bücher wurden aufgetan; dann wurde noch ein anderes Buch aufgeschlagen, nämlich das Buch des Lebens, und die Toten wurden aufgrund dessen gerichtet, was in den Büchern geschrieben stand, (nämlich) nach ihren Werken.
Und das Meer gab die Toten zurück, die es barg, und der Tod und das Totenreich gaben die Toten heraus, die sich in ihnen befanden, und sie wurden alle nach ihren Werken gerichtet;
hierauf wurden der Tod und das Totenreich in den Feuersee geworfen. Dies ist der zweite (d.h. endgültige) Tod, nämlich der Feuersee;
und wenn jemand nicht im Buch des Lebens verzeichnet gefunden wurde, so wurde er in den Feuersee geworfen.
Diese baten ihn nun, er möchte ihnen nicht gebieten, in den Abgrund (oder: die Hölle) zu fahren.
Im ersten Regierungsjahre Belsazars, des Königs von Babylon, sah (= hatte) Daniel einen Traum (= Traumgesicht), und Erscheinungen traten ihm auf seinem Lager vor die Augen. Darauf schrieb er den Traum nieder und berichtete die Hauptsachen,
mit folgenden Worten: „Ich, Daniel, hatte in meinem Nachtgesicht eine Erscheinung und sah, wie die vier Winde des Himmels das große Meer (= Weltmeer) erregten (oder: aufwühlten).
Da stiegen vier gewaltige Tiere aus dem Meere hervor, jedes von dem andern verschieden.
Das erste sah aus wie ein Löwe, hatte aber Adlerflügel; ich betrachtete es, bis ihm die Flügel ausgerissen wurden und es von der Erde emporgehoben und wie ein Mensch aufrecht auf zwei Füße gestellt und ihm ein Menschenherz gegeben wurde. –
Darauf erschien ein anderes, zweites Tier, das einem Bären glich; es war nur auf der einen Seite aufgerichtet und hatte drei Rippen im Rachen zwischen seinen Zähnen, und es wurde ihm geboten: ‚Auf! Friss viel Fleisch!‘ –
Als ich dann wieder hinblickte, sah ich ein anderes Tier, das einem Panther glich, aber vier Vogelflügel auf seinem Rücken hatte; auch vier Köpfe hatte das Tier, und ihm wurde Herrschermacht verliehen. –
Darauf erschien mir in meinen Nachtgesichten plötzlich ein viertes Tier, schrecklich und furchtbar und außerordentlich stark; es hatte gewaltige Zähne von Eisen (und Klauen von Erz); es fraß und zermalmte und zertrat das, was übriggeblieben war, mit seinen Füßen; es sah ganz anders aus als alle die vorigen Tiere und hatte auch noch zehn Hörner.
Während ich nun genau auf die Hörner achtgab, sah ich, wie ein anderes, kleines Horn zwischen ihnen hervorschoß, worauf drei von den ersten Hörnern vor ihm ausgerissen wurden; und jetzt sah ich, dass an diesem Horn Augen wie Menschenaugen saßen und ein Mund, der vermessene Reden führte.“
„Ich schaute zu, bis Stühle (oder: Throne, Thronsessel) hingestellt wurden und ein ehrwürdiger Greis Platz nahm. Sein Gewand war weiß wie Schnee und sein Haupthaar wie reine Wolle; sein Thron bestand aus Feuerflammen und hatte Räder von loderndem Feuer.
Ein Feuerstrom ergoss sich und ging von ihm aus; tausendmal Tausende dienten ihm, und zehntausendmal Zehntausende standen dienstbereit vor ihm. Der Gerichtshof setzte sich, und (die) Bücher wurden aufgeschlagen.
Ich schaute unverwandt hin wegen des Lärms der vermessenen Reden, die das Horn führte; ich schaute zu, bis das Tier getötet und sein Leib vernichtet (= verstümmelt) und zum Verbrennen dem Feuer übergeben wurde.
Auch den übrigen Tieren wurde dann ihre Macht genommen und ihnen ihre Lebensdauer auf Jahr und Tag bestimmt. –
Während ich noch in das Anschauen der Nachtgesichte versunken war, sah ich, wie mit den Wolken des Himmels Einer kam, der wie eines Menschen Sohn (= wie ein gewöhnlicher Mensch) aussah; dieser gelangte zu dem ehrwürdigen Greise und wurde vor ihn geführt.
Ihm wurde dann Macht, Ehre und Herrschaft verliehen, so dass alle Völker, Volksstämme und Zungen ihm untertan waren. Seine Macht sollte von ewiger Dauer und unvergänglich sein und sein Königreich (oder: seine Herrschaft) ein solches, das niemals vernichtet werden kann.“
„Da ich, Daniel, mich infolgedessen in meinem Inneren beunruhigt fühlte und die Gesichte, die ich geschaut hatte, mir Angst verursachten,
näherte ich mich einem der Dastehenden (= Diener) und bat ihn um sichere Auskunft über dies alles. Da antwortete er mir, indem er mir Aufschluss über die Vorgänge gab:
‚Jene gewaltigen Tiere, vier an der Zahl, bedeuten vier Könige, die auf der Erde erstehen werden.
Aber die Heiligen des Höchsten werden die Herrschaft erhalten und werden die Herrschaft innehaben bis in Ewigkeit, ja bis in eine Ewigkeit von Ewigkeiten.‘
Hierauf wünschte ich Sicheres über das vierte Tier zu erfahren, das sich von allen anderen unterschied und besonders furchtbar war, dessen Zähne von Eisen und dessen Klauen von Erz waren, das da fraß und zermalmte und, was übriggeblieben war, mit seinen Füßen zertrat;
auch über die zehn Hörner auf seinem Kopfe (wünschte ich sichere Auskunft) und über das andere (kleine) Horn, das hervorgeschossen und vor dem drei Hörner ausgefallen waren und das Augen hatte und einen Mund, der vermessene Reden führte, und das größer anzusehen war als die übrigen.
Ich hatte auch gesehen, wie jenes Horn Krieg mit den Heiligen führte und sie überwältigte (oder: vergewaltigte),
bis der ehrwürdige Greis kam und den Heiligen des Höchsten Recht geschafft wurde und die Zeit eintrat, wo die Heiligen die Herrschaft in dauernden Besitz nahmen.
Er gab mir also folgende Auskunft: ‚Das vierte Tier (bedeutet) ein viertes Reich, das auf Erden sein wird, verschieden von allen anderen Reichen; es wird die ganze Erde verschlingen und sie zertreten und zermalmen.
Die zehn Hörner aber (bedeuten), dass aus eben diesem Reiche zehn Könige erstehen werden; und nach ihnen wird noch ein anderer auftreten, der von den früheren verschieden ist und drei Könige stürzen wird.
Er wird vermessene Reden gegen den Höchsten führen und die Heiligen des Höchsten misshandeln und darauf ausgehen, die Festzeiten und das Gesetz (Gottes) zu ändern; und sie werden seiner Gewalt preisgegeben sein ein Jahr und zwei Jahre und ein halbes Jahr.
Dann aber wird der Gerichtshof Sitzung halten, und man wird ihm die Herrschaft entreißen, um sie endgültig zu vernichten und zu beseitigen.
Alsdann wird das Königtum und die Herrschaft und die Macht über die Reiche unter dem ganzen Himmel dem Volke der Heiligen des Höchsten verliehen werden: sein Reich wird von ewiger Dauer sein, und alle anderen Mächte werden ihm dienen und untertan sein.‘“
Damit ist der Bericht zu Ende. Mich, Daniel, beunruhigten meine Gedanken sehr, so dass meine Gesichtsfarbe sich an mir veränderte; aber das Erlebnis habe ich in meiner Erinnerung festgehalten.
„Alsdann wird das Himmelreich zehn Jungfrauen gleichen, die sich mit ihren Lampen in der Hand zur Einholung des Bräutigams aufmachten.
Fünf von ihnen waren töricht und fünf klug;
denn die törichten nahmen wohl ihre Lampen, nahmen aber kein Öl mit;
die klugen dagegen nahmen außer ihren Lampen auch noch Öl in den Gefäßen mit sich.
Als nun der Bräutigam auf sich warten ließ, wurden sie alle müde und schliefen ein.
Um Mitternacht aber erscholl ein Geschrei: ‚Der Bräutigam ist da! Macht euch auf, ihn zu empfangen!‘
Da erhoben sich jene Jungfrauen alle vom Schlaf und brachten ihre Lampen in Ordnung;
die törichten aber sagten zu den klugen: ‚Gebt uns von eurem Öl, denn unsere Lampen wollen ausgehen!‘
Da antworteten die klugen: ‚Nein, es würde für uns und euch nicht reichen; geht lieber zu den Krämern und kauft euch welches!‘
Während sie nun hingingen, um Öl einzukaufen, kam der Bräutigam, und die Jungfrauen, welche in Bereitschaft waren, gingen mit ihm zum Hochzeitsmahl hinein, und die Tür wurde verschlossen.
Später kamen dann auch noch die übrigen Jungfrauen und riefen: ‚Herr, Herr, öffne uns doch!‘
Er aber gab ihnen zur Antwort: ‚Wahrlich ich sage euch: Ich kenne euch nicht!‘
Darum seid wachsam, denn Tag und Stunde sind euch unbekannt.“
„Es wird so sein wie bei einem Manne, der vor Antritt einer Reise ins Ausland seine Knechte rief und ihnen sein Vermögen (zur Verwaltung) übergab;
dem einen gab er fünf Talente, dem andern zwei, dem dritten eins, einem jeden nach seiner Tüchtigkeit; dann reiste er ab.
Da ging der, welcher die fünf Talente empfangen hatte, sogleich ans Werk, machte Geschäfte mit dem Geld und gewann andere fünf Talente;
ebenso gewann der, welcher die zwei Talente (empfangen hatte), zwei andere dazu.
Der (Knecht) aber, welcher das eine Talent erhalten hatte, ging hin, grub ein Loch in die Erde und verbarg darin das Geld seines Herrn.
Nach längerer Zeit kam der Herr dieser Knechte zurück und rechnete mit ihnen ab.
Da trat der herzu, welcher die fünf Talente empfangen hatte, brachte noch fünf andere Talente mit und sagte: ‚Herr, fünf Talente hast du mir übergeben; hier sind noch andere fünf Talente, die ich dazugewonnen habe.‘
Da sagte sein Herr zu ihm: ‚Schön, du guter und treuer Knecht! Du bist über Wenigem treu gewesen, ich will dich über Vieles setzen: gehe ein zum Freudenmahl deines Herrn!‘
Dann kam auch der (Knecht) herbei, der die zwei Talente (empfangen hatte), und sagte: ‚Herr, zwei Talente hast du mir übergeben; hier sind noch zwei andere Talente, die ich dazugewonnen habe.‘
Da sagte sein Herr zu ihm: ‚Schön, du guter und treuer Knecht! Du bist über Wenigem treu gewesen, ich will dich über Vieles setzen: gehe ein zum Freudenmahl deines Herrn!‘
Da trat auch der herzu, welcher das eine Talent empfangen hatte, und sagte: ‚Herr, ich wusste von dir, dass du ein harter Mann bist: du erntest, wo du nicht gesät hast, und sammelst ein, wo du nicht ausgestreut (oder: geworfelt) hast.
Da bin ich aus Furcht hingegangen und habe dein Talent in der Erde verborgen: hier hast du dein Geld wieder!‘
Da antwortete ihm sein Herr: ‚Du böser (= nichtswürdiger) und träger Knecht! Du wusstest, dass ich ernte, wo ich nicht gesät habe, und einsammle, wo ich nicht ausgestreut (oder: geworfelt) habe?
Nun, so hättest du mein Geld bei den Bankhaltern anlegen sollen; dann hätte ich bei meiner Rückkehr mein Geld mit Zinsen zurückerhalten.
So nehmt ihm nun das Talent ab und gebt es dem, der die zehn Talente hat.
Denn jedem, der da hat, wird noch hinzugegeben werden, so dass er Überfluss hat; wer aber nicht (d.h. so gut wie nichts) hat, dem wird auch noch das genommen werden, was er hat.
Den unnützen Knecht jedoch werft hinaus in die Finsternis draußen! Dort wird lautes Weinen und Zähneknirschen sein.“
„Wenn aber der Menschensohn in seiner Herrlichkeit kommt und alle Engel mit ihm, dann wird er sich auf den Thron seiner Herrlichkeit setzen;
alle Völker werden alsdann vor ihm versammelt werden, und er wird sie voneinander scheiden, wie der Hirt die Schafe von den Böcken scheidet;
und er wird die Schafe zu seiner Rechten, die Böcke aber zu seiner Linken stellen.
Dann wird der König zu denen auf seiner rechten Seite sagen: ‚Kommt her, ihr von meinem Vater Gesegneten! Empfangt als euer Erbe das Königtum, das für euch seit Grundlegung der Welt bereitgehalten ist.
Denn ich bin hungrig gewesen, und ihr habt mir zu essen gegeben; ich bin durstig gewesen, und ihr habt mir zu trinken gereicht; ich bin ein Fremdling gewesen, und ihr habt mich beherbergt;
ich bin ohne Kleidung gewesen, und ihr habt mich gekleidet; ich bin krank gewesen, und ihr habt mich besucht; ich habe im Gefängnis gelegen, und ihr seid zu mir gekommen.‘
Dann werden ihm die Gerechten antworten: ‚Herr, wann haben wir dich hungrig gesehen und haben dich gespeist? Oder durstig und haben dir zu trinken gereicht?
Wann haben wir dich als Fremdling gesehen und haben dich beherbergt? Oder ohne Kleidung und haben dich bekleidet?
Wann haben wir dich krank oder im Gefängnis gesehen und sind zu dir gekommen?‘
Dann wird der König ihnen antworten: ‚Wahrlich ich sage euch: Alles, was ihr einem von diesen meinen geringsten Brüdern getan habt, das habt ihr mir getan.‘
Alsdann wird er auch zu denen auf seiner linken Seite sagen: ‚Hinweg von mir, ihr Verfluchten, in das ewige Feuer, das für den Teufel und seine Engel bereitet ist!
Denn ich bin hungrig gewesen, aber ihr habt mir nichts zu essen gegeben; ich bin durstig gewesen, aber ihr habt mir nichts zu trinken gereicht;
ich bin ein Fremdling gewesen, aber ihr habt mich nicht beherbergt; ohne Kleidung, aber ihr habt mich nicht bekleidet; krank und im Gefängnis (habe ich gelegen), aber ihr habt mich nicht besucht.‘
Dann werden auch diese antworten: ‚Herr, wann haben wir dich hungrig oder durstig, als einen Fremdling oder ohne Kleidung, wann krank oder im Gefängnis gesehen und haben dir nicht gedient?‘
Dann wird er ihnen zur Antwort geben: ‚Wahrlich ich sage euch: Alles, was ihr einem von diesen Geringsten nicht getan habt, das habt ihr auch mir nicht getan.‘
Und diese werden in die ewige Strafe gehen, die Gerechten aber in das ewige Leben.“ (Dan 12,2)