Hermann Menge (1841-1939)
Versliste
Doch schon nach kurzer Zeit brach von der Insel her ein Sturmwind los, der sogenannte Euraquilo (d.h. Ostnordostwind).
Da nun das Schiff von diesem fortgerissen wurde und dem Wind gegenüber machtlos war, mussten wir uns auf gut Glück treiben lassen.
Als wir dann unter dem Schutz eines Inselchens namens Klauda (oder: Kauda) hinfuhren, gelang es uns nur mit großer Mühe, uns im Besitz des Rettungsbootes zu erhalten:
man zog es an Bord herauf und brachte Schutzmittel in Anwendung, indem man das Schiff (mit Tauen) gürtete; und weil man auf die (Sandbänke der) Syrte zu geraten befürchtete, holte man die Segel herunter und ließ sich so treiben.
Weil wir aber vom Sturm schwer zu leiden hatten, warf man am folgenden Tage einen Teil der Ladung über Bord
und ließ am dritten Tage das Schiffsgerät (oder: Takelwerk des Schiffes) notgedrungen nachfolgen.
Als dann aber mehrere Tage hindurch weder die Sonne noch Sterne sichtbar waren und der Sturm ungeschwächt weitertobte, schwand uns schließlich alle Hoffnung auf Rettung.
Weil nun niemand mehr Nahrung zu sich nehmen mochte, trat Paulus mitten unter sie und sagte: „Ihr Männer! Man hätte allerdings auf mich hören und nicht von Kreta abfahren sollen: dann wäre uns dieses Ungemach und dieser Schaden erspart geblieben.
Doch, wie die Dinge jetzt einmal liegen, fordere ich euch auf, getrosten Mutes zu sein; denn keiner von euch wird das Leben verlieren; nur das Schiff ist verloren.
Denn in dieser Nacht ist mir ein Engel des Gottes erschienen, dem ich angehöre und dem ich auch diene,
und hat zu mir gesagt: ‚Fürchte dich nicht, Paulus! Du musst vor den Kaiser treten, und wisse wohl: Gott hat dir das Leben aller deiner Reisegefährten geschenkt!‘
Darum seid guten Mutes, ihr Männer! Denn ich habe die feste Zuversicht zu Gott, dass es so kommen wird, wie mir angekündigt worden ist.
Wir müssen aber an irgendeiner Insel stranden.“