Als Jesus nun die Volksscharen sah, ging er ins Gebirge (oder: auf den Berg) hinauf, und nachdem er sich dort gesetzt hatte, traten seine Jünger (d.h. Schüler, Zuhörer) zu ihm.
Da tat er seinen Mund auf und lehrte sie mit den Worten:
„Selig sind die geistlich Armen, denn ihnen wird das Himmelreich zuteil!
Selig sind die Bekümmerten, denn sie werden getröstet werden! –
Selig sind die Sanftmütigen, denn sie werden das Land ererben (oder: die Erde besitzen)!
Selig sind, die nach der Gerechtigkeit hungern und dürsten, denn sie werden gesättigt werden! –
Selig sind die Barmherzigen, denn sie werden Barmherzigkeit erlangen!
Selig sind, die reinen Herzens sind, denn sie werden Gott schauen!
Selig sind die Friedfertigen, denn sie werden Söhne Gottes (vgl. 5,45) heißen! –
Selig sind, die um der Gerechtigkeit willen Verfolgung erleiden, denn ihnen wird das Himmelreich zuteil!
Selig seid ihr, wenn man euch um meinetwillen schmäht und verfolgt und euch lügnerisch alles Böse nachredet!
Freuet euch darüber und jubelt, denn euer Lohn ist groß im Himmel! Ebenso hat man ja auch die Propheten vor euch verfolgt.“
„Ihr seid das Salz der Erde (= für die Erde)! Wenn aber das Salz fade (= salzlos) geworden ist, womit soll es wieder gesalzen werden (d.h. seine Salzkraft zurückerhalten)? Es taugt zu nichts mehr, als aus dem Hause geworfen und von den Leuten zertreten zu werden (Mk 9,50; Lk 14,34-35). –
Ihr seid das Licht der Welt! Eine Stadt, die oben auf einem Berge liegt, kann nicht verborgen bleiben.
Man zündet auch nicht ein Licht an und stellt es unter den Scheffel, sondern auf den Leuchter (d.h. Lichtständer): dann leuchtet es allen, die im Hause sind (Mk 4,21; Lk 8,16; 11,33).
Ebenso soll auch euer Licht vor den Menschen leuchten, damit sie eure guten Werke sehen und euren Vater, der im Himmel ist, preisen.“
„Denkt nicht, dass ich gekommen sei, das Gesetz oder die Propheten aufzulösen (= aufzuheben)! Ich bin nicht gekommen aufzulösen, sondern zu erfüllen (d.h. zur Erfüllung zu bringen).
Denn wahrlich ich sage euch: Bis Himmel und Erde vergehen, wird vom Gesetz nicht ein einziges Jota (d.h. der kleinste Buchstabe) und kein Strichlein vergehen (= aufgehoben werden), bis alles in Erfüllung gegangen ist.
Wer also ein einziges von diesen Geboten – und wäre es das geringste – auflöst (= aufhebt) und die Menschen demgemäß lehrt, der wird der Geringste (oder: Kleinste) im Himmelreich heißen; wer sie aber tut und (die Menschen) so lehrt, der wird groß im Himmelreich heißen.
Denn ich sage euch: Wenn es mit eurer Gerechtigkeit nicht weit besser bestellt ist als bei den Schriftgelehrten und Pharisäern, so werdet ihr nimmermehr ins Himmelreich eingehen!“
„Ihr habt gehört, dass den Alten (= Vorfahren) geboten worden ist (2.Mose 20,13; 21,12): ‚Du sollst nicht töten‘, wer aber tötet, soll dem Gericht verfallen sein.
Ich dagegen sage euch: Wer seinem Bruder auch nur zürnt, der soll dem Gericht verfallen sein; und wer zu seinem Bruder ‚Dummkopf‘ sagt, soll dem Hohen Rat verfallen sein; und wer ‚du Narr‘ (= Gottloser) zu ihm sagt, soll der Feuerhölle (= Gehenna) verfallen sein.
Wenn du also deine Opfergabe zum Altar bringst und dich dort erinnerst, dass dein Bruder etwas gegen dich hat,
so lass deine Gabe dort vor dem Altar und gehe zunächst hin und versöhne dich mit deinem Bruder; alsdann geh hin und opfere deine Gabe!
Sei zum Vergleich mit deinem Widersacher (= Prozeßgegner) ohne Säumen bereit, solange du mit ihm noch auf dem Wege (zum Richter) bist, damit dein Widersacher dich nicht dem Richter übergibt und der Richter dich dem Gerichtsdiener (überantwortet) und du ins Gefängnis gesetzt wirst.
Wahrlich ich sage dir: Du wirst von dort sicherlich nicht herauskommen, bis du den letzten Pfennig bezahlt hast (vgl. Lk 12,58-59).
Ihr habt gehört, dass (den Alten) geboten worden ist (2.Mose 20,14): ‚Du sollst nicht ehebrechen!‘
Ich dagegen sage euch: Wer eine Ehefrau auch nur mit Begehrlichkeit anblickt, hat damit schon in seinem Herzen Ehebruch an ihr begangen.
Wenn dich also dein rechtes Auge ärgert (oder: zum Bösen verführen will), so reiß es aus und wirf es weg von dir; denn es ist besser für dich, dass eines deiner Glieder (dir) verloren geht, als dass dein ganzer Leib in die Hölle geworfen wird.
Und wenn deine rechte Hand dich ärgert (oder: zum Bösen verführen will), so haue sie ab und wirf sie weg von dir; denn es ist besser für dich, dass eines deiner Glieder (dir) verloren geht, als dass dein ganzer Leib in die Hölle geworfen wird. –
Ferner ist (zu den Alten) gesagt worden (5.Mose 24,1): ‚Wer seine Ehefrau entlässt (oder: sich von seiner Frau scheiden will), der soll ihr einen Scheidebrief geben!‘
Ich dagegen sage euch: Wer sich von seiner Frau scheidet – außer auf Grund von Unzucht –, der verschuldet es, dass dann Ehebruch mit ihr verübt wird; und wer eine entlassene (oder: geschiedene) Frau heiratet, der begeht Ehebruch.
Ihr habt weiter gehört, dass den Alten geboten worden ist (3.Mose 19,12; 4.Mose 30,3-4): ‚Du sollst nicht falsch schwören‘, ‚sollst aber dem Herrn deine Eide erfüllen!‘
Ich dagegen sage euch: Ihr sollt überhaupt nicht schwören, weder beim Himmel, denn er ist Gottes Thron,
noch bei der Erde, denn sie ist der Schemel seiner Füße, noch bei Jerusalem, denn es ist die Stadt des großen Königs (d.h. Gottes).
Auch bei deinem Haupte sollst du nicht schwören, denn du vermagst kein einziges Haar weiß oder schwarz zu machen.
Eure Rede sei vielmehr ‚ja ja – nein nein‘; jeder weitere Zusatz ist vom Übel (oder: stammt vom Bösen).
Ihr habt gehört, dass (den Alten) geboten worden ist (2.Mose 21,24; 3.Mose 24,19-20): ‚Auge um (= gegen) Auge und Zahn um (= gegen) Zahn!‘
Ich dagegen sage euch: Ihr sollt dem Bösen (= der Bosheit) keinen Widerstand leisten; sondern wer dich auf die rechte Wange schlägt, dem halte auch die andere hin,
und wer mit dir einen Rechtsstreit anfangen und dir den Rock nehmen (= pfänden) will, dem überlass auch noch den Mantel,
und wer dich zu einer Meile Weges nötigt (= presst), mit dem gehe zwei.
Wer dich (um etwas) bittet, dem gib, und wer (Geld) von dir borgen will, den weise nicht ab!
Ihr habt gehört, dass (den Alten) geboten worden ist (3.Mose 19,18); ‚Du sollst deinen Nächsten lieben, und deinen Feind hassen!‘
Ich dagegen sage euch: Liebet eure Feinde und betet für eure Verfolger,
damit ihr euch als Söhne (bzw. Kinder) eures himmlischen Vaters erweist. Denn er lässt seine Sonne über Böse und Gute aufgehen und lässt regnen auf Gerechte und Ungerechte.
Denn wenn ihr (nur) die liebt, die euch lieben, welches Verdienst habt ihr da (oder: welchen Lohn habt ihr dafür zu erwarten)? Tun das nicht auch die Zöllner?
Und wenn ihr nur eure Freunde grüßt, was tut ihr da Besonderes? Tun das nicht auch die Heiden?
Darum sollt ihr vollkommen sein, wie euer himmlischer Vater vollkommen ist.“
Querverweise zu Matthäus 5,25 Mt 5,25
Hierauf sandte Jakob Boten voraus an seinen Bruder Esau nach der Landschaft Seir, ins Gebiet der Edomiter,
und gab ihnen folgenden Auftrag: „So sollt ihr zu meinem Herrn, zu Esau, sagen: ‚Dein Knecht Jakob lässt dir folgendes melden: Ich habe bei Laban in der Fremde gelebt und mich bis jetzt dort aufgehalten;
ich habe mir dort Rinder und Esel, Kleinvieh, Knechte und Mägde erworben und sende nun Boten, um es meinem Herrn mitzuteilen, damit ich Gnade in deinen Augen (= bei dir) finde.‘“
Die Boten kehrten dann zu Jakob zurück mit der Meldung: „Wir sind zu deinem Bruder Esau gekommen, und er zieht dir auch schon in Begleitung von vierhundert Mann entgegen.“
Da geriet Jakob in große Angst, und es wurde ihm bange; er teilte daher die Leute, die er bei sich hatte, und ebenso das Kleinvieh sowie die Rinder und Kamele in zwei Heere;
denn er dachte: „Wenn Esau den einen Zug überfällt und niederschlägt, so wird doch der andere Zug entrinnen können.“
„Befreunde dich doch mit Gott und halte Frieden mit ihm! Dadurch wird dein Geschick sich heilsam gestalten.
Hierauf befahl der König von Israel (dem Kammerherrn): „Nimm Micha fest und führe ihn zu dem Stadthauptmann Amon und zu dem königlichen Prinzen Joas zurück
Er blieb dann in jener Nacht dort und wählte aus dem Vieh, das ihm gerade zur Hand war, ein Geschenk für seinen Bruder Esau aus,
nämlich zweihundert Ziegen und zwanzig Böcke, zweihundert Mutterschafe und zwanzig Widder,
dreißig säugende Kamele nebst ihren Füllen, vierzig junge Kühe und zehn junge Stiere, zwanzig Eselinnen und zehn Eselfüllen.
Er übergab diese seinen Knechten, jede Herde besonders, und befahl seinen Knechten: „Zieht vor mir her und lasst einen Abstand zwischen den einzelnen Herden!“
Dann gab er dem ersten (= vordersten) folgende Weisung: „Wenn mein Bruder Esau dir begegnet und dich fragt: ‚Wem gehörst du, und wohin willst du, und wem gehören die Tiere, die du da treibst?‘,
so antworte: ‚Sie gehören deinem Knecht Jakob; es ist das ein Geschenk, das er meinem Herrn Esau sendet; er selbst kommt gleich hinter uns her.‘“
Dieselbe Weisung gab er auch dem zweiten und dem dritten und allen anderen, welche die Herden trieben, nämlich: „Ganz ebenso sollt ihr zu Esau sagen, wenn ihr ihm begegnet,
und sollt weiter sagen: ‚Dein Knecht Jakob kommt selbst gleich hinter uns her.‘“ Er dachte nämlich: „Ich will ihn durch das Geschenk versöhnen, das mir vorauszieht; erst dann will ich ihm selber vor die Augen treten; vielleicht nimmt er mich dann freundlich an.“
So zog also das Geschenk vor ihm her, während er selbst jene Nacht im Lager zubrachte.
Er machte sich aber noch in derselben Nacht auf, nahm seine beiden Frauen und seine beiden Leibmägde samt seinen elf Söhnen und setzte über die Furt des Jabbok.
Darum möge jeder Fromme zu dir beten, solange du dich finden lässt; wenn dann gewaltige Fluten daherstürzen – ihn werden sie nicht erreichen.
und melde dort: ‚So hat der König befohlen: Setzt diesen Menschen ins Gefängnis und erhaltet ihn notdürftig mit Brot und Wasser am Leben, bis ich wohlbehalten heimkehre!‘“
Er selbst aber ging vor ihnen her und verneigte sich siebenmal bis zur Erde, bis er nahe an seinen Bruder herangekommen war.
Esau aber eilte ihm entgegen und umarmte ihn, fiel ihm um den Hals und küsste ihn, und sie weinten beide.
Als Esau dann aufblickte und die Frauen mit den Kindern gewahrte, fragte er: „Wer sind diese da bei dir?“ Er antwortete: „Es sind die Kinder, mit denen Gott deinen Knecht gesegnet hat.“
Da traten die beiden Leibmägde mit ihren Kindern herzu und verneigten sich;
dann trat auch Lea mit ihren Kindern herzu, indem sie sich verneigten; zuletzt traten Joseph und Rahel herzu und verneigten sich.
Hierauf fragte Esau weiter: „Was hat denn dieser ganze Zug (des Viehs) zu bedeuten, auf den ich gestoßen bin?“ Jakob antwortete: „Ich wollte dadurch die Gunst meines Herrn gewinnen.“
Da sagte Esau: „Ich habe Besitz genug, lieber Bruder: behalte, was dir gehört!“
Aber Jakob erwiderte: „Ach nein! Wenn du mir eine Liebe erweisen willst, so nimm mein Geschenk von mir an! Denn als ich dein Angesicht sah, war es mir, als hätte ich Gottes Angesicht gesehen: so freundlich hast du mich angesehen (oder: aufgenommen).
Nimm doch mein Bewillkommnungsgeschenk an, das dir überbracht worden ist! Gott hat mich ja reich gesegnet, und ich habe alles vollauf.“ So nötigte er ihn mit Bitten, bis er es annahm.
Suchet den HERRN, solange (oder: weil) er sich finden lässt; ruft ihn an, solange (oder: weil) er nahe ist!
Überlege jetzt also und sieh zu, was du tun willst! Denn unserm Herrn und seinem ganzen Hause steht sicherlich ein Unglück bevor; er selbst aber ist ein zu bösartiger Mann, als dass man mit ihm reden könnte.“
Da nahm Abigail in aller Eile zweihundert Brote und zwei Schläuche Wein, fünf zubereitete Schafe, fünf Scheffel geröstetes Getreide, hundert Rosinentrauben (oder: Traubenkuchen) und zweihundert Feigenkuchen, lud alles auf Esel
und befahl ihren Knechten: „Zieht mir voraus, ich komme sogleich hinter euch her!“ Ihrem Manne Nabal aber sagte sie nichts davon.
Während sie nun an einer durch den Berg verdeckten Stelle auf ihrem Esel abwärts ritt, kam gerade auch David mit seinen Leuten von der entgegengesetzten Seite herab, und sie traf mit ihnen zusammen.
Nun hatte David bei sich überlegt: „Rein umsonst habe ich diesem Menschen seine gesamte Habe in der Wüste beschützt, so dass ihm nie das Geringste von seinem gesamten Besitz verlorengegangen ist; er aber hat mir Gutes mit Bösem vergolten.
Gott möge es den Feinden Davids jetzt und künftig gut ergehen lassen, wenn ich von allem, was ihm gehört, bis morgen früh ein einziges Mannesbild übriglasse!“
Als nun Abigail Davids ansichtig wurde, stieg sie schleunigst von ihrem Esel herab, warf sich vor David auf ihr Angesicht nieder, verneigte sich dann zur Erde
und rief kniefällig aus: „Auf mir allein, mein Herr, liegt die Schuld! Lass doch deine Magd vor dir reden und schenke den Worten deiner Magd Gehör!
Mein Herr gebe doch nichts auf diesen nichtswürdigen Menschen, auf Nabal! Denn er ist wirklich so, wie sein Name besagt: er heißt Nabal (d.h. Tor) und verübt nur Torheiten; ich aber, deine Magd, habe die Leute, die du, mein Herr, gesandt hast, nicht zu Gesicht bekommen.
Und nun, mein Herr, so wahr Gott lebt und so wahr du selbst lebst: Gott hat dich davor behütet, in Blutschuld zu geraten und dich mit eigener Hand zu rächen. So mögen nun deine Feinde und alle, die Böses gegen meinen Herrn sinnen, dem Nabal gleich werden!
Und nun, dieses Geschenk hier, das deine Magd für meinen Herrn mitgebracht hat, ist für die Leute bestimmt, die meinem Herrn auf seinen Zügen folgen.
Vergib deiner Magd ihr Vergehen! Denn sicherlich wird Gott meinem Herrn ein Haus bauen, das Bestand hat, weil mein Herr im Dienste Gottes streitet und kein Unrecht sich an dir finden wird, solange du lebst.
Und wenn ein Mensch sich erheben sollte, dich zu verfolgen und dir nach dem Leben zu trachten, so möge die Seele (oder: das Leben) meines Herrn eingebunden (= wohl verwahrt) sein im Bündel des Lebens (oder: der Lebenden) beim HERRN, deinem Gott! die Seele (oder: das Leben) deiner Feinde aber möge er wegschleudern in der Schleuderpfanne!
Wenn Gott dann meinem Herrn all das Glück verleihen wird, das er dir verheißen hat, und dich zum Fürsten über Israel bestellt,
so wirst du dich frei in deinem Inneren fühlen, und mein Herr braucht sich keine Vorwürfe zu machen, dass du, mein Herr, Blut ohne Ursache (= unschuldiges Blut) vergossen und dir mit eigener Hand Recht geschafft habest. Wenn aber Gott meinem Herrn Glück verleihen wird, so gedenke deiner Magd!“
Da antwortete David der Abigail: „Gepriesen sei der HERR, der Gott Israels, der dich mir heute hat entgegenkommen lassen!
Und gepriesen sei deine Klugheit und gepriesen du selbst, dass du mich heute davon abgehalten hast, in Blutschuld zu geraten und mir mit eigener Hand Genugtuung zu verschaffen!
Denn so wahr der HERR lebt, der Gott Israels, der mich davor behütet hat, dir ein Leid anzutun: wärst du mir nicht so schnell entgegengekommen, so wäre dem Nabal bis morgen früh kein einziges Mannesbild übriggeblieben!“
Darauf nahm David von ihr an, was sie ihm mitgebracht hatte; zu ihr selbst aber sagte er: „Kehre in Frieden in dein Haus zurück! Wisse wohl: ich habe dir Gehör geschenkt und Rücksicht auf dich genommen!“
Der Gottlose verlasse seinen Weg und der auf Frevel Bedachte seine Gedanken und kehre zum HERRN zurück, dass er sich seiner erbarme, und zu unserm Gott, denn er übt reichlich Vergebung.
Mein Sohn, hast du dich für deinen Nächsten verbürgt, für einen andern dich durch Handschlag verpflichtet,
bist du durch ein mündliches Versprechen gebunden und hast du dich durch eine Zusage verstricken lassen,
so tu doch ja dies, mein Sohn, damit du wieder frei wirst – denn du bist in die Gewalt deines Nächsten gefallen –: Gehe hin, wirf dich vor ihm nieder und bestürme deinen Nächsten mit Bitten!
Gönne deinen Augen keinen Schlaf und deinen Augenlidern keinen Schlummer!
Mache dich frei von ihm wie eine Gazelle aus der Hand (des Jägers) und wie ein Vogel aus der Hand des Vogelstellers! –
„Ringet danach, durch die enge Pforte (vgl. Mt 7,13-14) einzugehen! Denn viele, sage ich euch, werden hineinzukommen suchen und es nicht vermögen.
Was du mit deinen Augen gesehen hast, mache nicht voreilig zum Gegenstand einer Anklage; denn was willst du hinterher anfangen, wenn dein Nächster dich schmählich widerlegt? –
Wenn ihr erst dann, nachdem der Hausherr sich schon erhoben und die Tür abgeschlossen hat, draußen zu stehen und an die Tür zu klopfen beginnt und ihm zuruft: ‚Herr, mache uns auf!‘, so wird er euch antworten: ‚Ich weiß von euch nicht, woher ihr seid.‘ (vgl. Mt 25,11-12)
Denn wenn du mit deinem Widersacher vor Gericht gehst, so gib dir noch unterwegs Mühe, dich gütlich mit ihm abzufinden, damit er dich nicht etwa vor den Richter schleppt und der Richter dich dem Gerichtsdiener übergibt und der Gerichtsdiener dich ins Gefängnis wirft.
Es steht ja geschrieben (Jes 49,8): „Zur willkommenen (= mir wohlgefälligen) Zeit habe ich dich erhört und am Tage des Heils dir geholfen.“ Seht, jetzt ist die hochwillkommene (= ihm wohlgefällige) Zeit, seht, jetzt ist der Tag des Heils!
Ich sage dir: du wirst von dort sicherlich nicht loskommen, bis du auch den letzten Heller bezahlt hast.“ (vgl. Mt 5,25-26)
Deshalb (gilt uns) das Wort des heiligen Geistes (Ps 95,7-11): „Heute, wenn ihr seine Stimme hört,
Oder welcher König, der zum Kriege mit einem andern König ausziehen will, setzt sich nicht zuerst hin und geht mit sich zu Rat, ob er imstande ist, mit zehntausend Mann dem entgegenzutreten, der mit zwanzigtausend gegen ihn anrückt?
Ermahnt euch vielmehr selbst an jedem Tage, solange das „Heute“ noch gilt, damit keiner von euch durch den Betrug der Sünde verhärtet werde.
Sonst muss er, solange jener noch weit entfernt ist, eine Gesandtschaft an ihn schicken und um Friedensverhandlungen bitten.
Ihr wisst ja, dass er auch später, als er den Segen zum Erbe erlangen wollte, abgewiesen wurde; denn er fand keinen Raum (= keine Möglichkeit) zu einer Gesinnungsumkehr, obgleich er sie unter Tränen suchte.