Und Hiob antwortete und sprach:
Wahrlich, ich weiß, daß es also ist; und wie könnte ein Mensch gerecht sein vor Gott {O. recht haben Gott (El) gegenüber}?
Wenn er Lust hat, mit ihm zu rechten, so kann er ihm auf tausend nicht eins antworten.
Er ist weise von Herzen und stark an Kraft: wer hat sich wider ihn verhärtet und ist unversehrt geblieben?
Der Berge versetzt, ehe sie es merken, er, der sie umkehrt {And. üb.: merken, daß er sie umgekehrt hat} in seinem Zorn;
der die Erde aufbeben macht von ihrer Stätte, und ihre Säulen erzittern;
der der Sonne befiehlt, und sie geht nicht auf, und der die Sterne versiegelt;
der die Himmel ausspannt, er allein, und einherschreitet auf {O. über} den Höhen des Meeres;
der den großen Bären gemacht hat, den Orion und das Siebengestirn und die Kammern des Südens {d.h. den südlichen Sternenhimmel};
der Großes tut, daß es nicht zu erforschen, und Wundertaten, daß sie nicht zu zählen sind.
Siehe, er geht an mir vorüber, und ich sehe ihn nicht, und er zieht vorbei, und ich bemerke ihn nicht.
Siehe, er rafft dahin, und wer will ihm wehren? wer zu ihm sagen: Was tust du?
Gott wendet seinen Zorn nicht ab, unter ihn beugen {Eig. beugten} sich Rahabs Helfer {Vergl. Kap. 26,12}.
Wieviel weniger könnte ich ihm antworten, meine Worte wählen ihm gegenüber!
der ich, wenn ich gerecht wäre {O. recht hätte; so auch V. 20}, nicht antworten könnte - um Gnade würde ich flehen zu meinem Richter.
Wenn ich riefe, und er mir antwortete, nicht würde ich glauben, daß er meiner Stimme Gehör schenken würde:
er, der mich zermalmt durch ein Sturmwetter, und meine Wunden mehrt ohne Ursache;
er erlaubt mir nicht Atem zu holen, denn er sättigt mich mit Bitterkeiten.
Wenn es auf Kraft des Starken ankommt, so sagt er: „Siehe hier!“ und wenn auf Recht -: „Wer will mich vorladen?“
Wenn ich auch gerecht wäre, so würde mein Mund mich doch verdammen; wäre ich vollkommen {S. die Anm. zu Kap. 1,1}, so würde er mich für verkehrt erklären.
Vollkommen {S. die Anm. zu Kap. 1,1} bin ich; nicht kümmert mich meine Seele, ich verachte mein Leben {And. üb.: Wäre ich vollkommen, so würde ich mich selber nicht kennen, ich würde mein Leben verachten}; es ist eins!
Darum sage ich: Den Vollkommenen und den Gesetzlosen vernichtet er.
Wenn die Geißel plötzlich tötet, so spottet er der Prüfung {O. des Verzagens, der Aufreibung} der Unschuldigen.
Die Erde ist in die Hand des Gesetzlosen gegeben, das Angesicht ihrer Richter verhüllt er. - Wenn er es nun nicht ist, wer anders?
Und meine Tage eilen schneller dahin als ein Läufer, sie entfliehen, schauen das Glück nicht.
Sie ziehen {O. sind dahingeeilt ... schauten ... zogen} vorüber gleich Rohrschiffen, wie ein Adler, der auf Fraß herabstürzt.
Wenn ich sage: Ich will meine Klage vergessen, will mein Angesicht glätten {Eig. aufgeben, fahren lassen} und mich erheitern,
so bangt mir vor allen meinen Schmerzen; ich weiß, daß du mich nicht für schuldlos halten wirst.
Ich muß schuldig {O. ein Gesetzloser; so auch Kap. 10,7.15} sein; wozu soll ich mich denn nutzlos abmühen?
Wenn ich mich mit Schnee wüsche, und meine Hände mit Lauge reinigte,
alsdann würdest du mich in die Grube tauchen, und meinen eigenen Kleidern würde vor mir ekeln.
Denn er ist nicht ein Mann wie ich, daß ich ihm antworten dürfte, daß wir miteinander vor Gericht gehen könnten.
Es gibt zwischen uns keinen Schiedsmann, daß er seine Hand auf uns beide legte.
Er tue seine Rute von mir weg, und sein Schrecken ängstige mich nicht:
so will ich reden und ihn nicht fürchten; denn nicht also steht es bei mir.
Querverweise zu Hiob 9,19 Hiob 9,19
Er ist weise von Herzen und stark an Kraft: wer hat sich wider ihn verhärtet und ist unversehrt geblieben?
Denn er ist nicht ein Mann wie ich, daß ich ihm antworten dürfte, daß wir miteinander vor Gericht gehen könnten.
Aber du bist mit dem Urteil des Gesetzlosen erfüllt: Urteil und Gericht werden dich ergreifen.
Denn der Grimm, möge er dich ja nicht verlocken zur {Eig. in} Verhöhnung, und die Größe des Lösegeldes verleite dich nicht!
Soll dich dein Schreien außer Bedrängnis stellen und alle Anstrengungen der Kraft?
Es gibt zwischen uns keinen Schiedsmann, daß er seine Hand auf uns beide legte.
Oder hast du einen Arm wie Gott {El}, und kannst du donnern mit einer Stimme wie er?
O daß ich einen hätte, der auf mich hörte, - hier ist meine Unterschrift; der Allmächtige antworte mir! - und die Klageschrift, welche mein Gegner geschrieben!
Schmücke dich doch mit Erhabenheit und Hoheit, und kleide dich in Pracht und Majestät!
Wenn du kannst, so antworte mir; rüste dich vor mir, stelle dich!
Siehe, ich bin Gottes {El}, wie du; vom Tone abgekniffen bin auch ich.
Siehe, mein Schrecken wird dich nicht ängstigen, und mein Druck wird nicht schwer auf dir lasten.
Einmal hat Gott geredet, zweimal habe ich dieses gehört, daß die Stärke Gottes sei.
und führe uns nicht in Versuchung, sondern errette uns von dem Bösen. -
denn das Törichte Gottes ist weiser als die Menschen, und das Schwache Gottes ist stärker als die Menschen.
Oder reizen wir den Herrn zur Eifersucht? {Vergl. 5. Mose 32,16.21} Sind wir etwa stärker als er?