Schriften von William Gurnall
Spr 13,15 Jes 50,11 - Sünde und Schuld (1)Spr 13,15 Jes 50,11 - Sünde und Schuld (1)
„Der Treulosen Weg ist hart“ (Sprüche 13,15)
Der Schrecken der Sünde. Eine Seele, die in einem sündigen
Zustand ist, mag viel besitzen, aber sie genießt nichts. Ein Gedanke an
ihren Zustand der Feindschaft gegen Gott wird ein Tropfen der Bitterkeit
in jedem Kelch der Freude sein. Alles, was sie hat, riecht nach
Höllenfeuer. Und niemand, der auf einem großen Festessen ist, würde es
sehr genießen können, wenn er das Feuer riecht, das im Begriff steht,
sein Haus und ihn selbst zu verbrennen.
Die Liebe zur Sünde. Sünde ist genauso die Frucht der Seele,
wie Kinder die Frucht des Leibes sind, und wir haben den gleichen
Gefallen an ihr, ja, vielleicht noch größeren; denn der Sünder kann
einen Sohn opfern, um eine Sünde aufrechtzuerhalten (Micha 6,7).
Die Vergnügungen der Sünde. Die Vergnügungen der Sünde müssen
kurz sein, weil das Leben nicht lang sein kann und beide zusammen enden.
Oft sterben die Vergnügungen der Sünde sogar eher als der Mensch; Sünder
leben, um ihre Freude in dieser Welt zu begraben. Der Wurm brütet in
ihrem Gewissen, bevor er durch den Tod in ihrem Fleisch brütet. Aber du
kannst sicher sein, dass das Vergnügen der Sünde diese Welt niemals
überleben wird. Das Wort ist bereits aus dem Mund Gottes hervorgegangen,
dass jeder Sünder „in Herzeleid daliegen“ (Jesaja 50,11) und in
Herzeleid erwachen wird … Das fleischliche Herz ist nur für den
Augenblick; seine Schnauze ist im Trog und bei jedem Schluck denkt es,
das es nie ausgehen wird. Wer wollte dem Verurteilten seine
Henkersmahlzeit missgönnen? Wo der Erhalt eines Vergnügens mit dem
Eingehen einer Schuld verbunden ist, kann nicht viel Süßes geschmeckt
werden, wenn es dann erlebt wird. Es ist ein großer Unterschied zwischen
der Freude eines Landwirts, der zur Erntezeit sein Korn einfährt und der
Freude eines Diebs, der ein paar Garben von dem Feld eines Anderen
gestohlen hat und dann mit seiner Beute feiert.
Eine Sünde kommt nie allein. Es ist unmöglich, sich eine Sünde anzueignen oder zu erlauben, während man von anderen frei ist. Lass eine Sünde zu und Gott wird dich anderen überliefern. Ich bezweifle, dass Judas, als er anfing, den Dieb zu spielen, schon im Sinn hatte, ein Verräter zu werden. Nein, sein Verrat war die Strafe für seine Stehlerei.
[Aus „Extracts from the Writings of William Gurnall, selected from Hamilton Smith“. Übersetzung von: Marco Leßmann]