Schriften von George Cutting
Sicherheit, Gewissheit und GenussSicherheit, Gewissheit und Genuss
George Cutting
Wir alle befinden uns auf der bedeutungsvollen Reise aus der Zeit in
die Ewigkeit, und keiner von uns weiss, wie nahe er dem Ziel ist. Bald,
vielleicht völlig unerwartet, kann unsere Reise zu Ende gehen. Da ist es
doch der Mühe wert, sich zu fragen, wo sie enden wird.
Man kann die Menschen in drei Gruppen einteilen:
Die erste Gruppe umfasst alle, die errettet sind und sich ihrer
Errettung auch bewusst sind. Sie sind ganz sicher, dass sie einmal in
den Himmel kommen, weil sie an den Herrn Jesus glauben, der für ihre
Sünden am Kreuz gestorben ist.
In der zweiten Gruppe sind die Menschen, die ihrer Errettung nicht
gewiss sind, es aber gern werden möchten.
In der dritten Gruppe befinden sich alle, die nicht errettet, aber auch
völlig gleichgültig in bezug auf ihr ewiges Seelenheil sind. Sie glauben
nicht an den Herrn Jesus und behaupten, es sei ihnen einerlei, was nach
dem Tod mit ihnen geschieht.
In einer von diesen drei Gruppen befindet sich jeder Mensch, und die
überaus wichtige Frage ist: In welcher? Nichts ist törichter, als
gleichgültig zu sein, wenn es um die Ewigkeit geht. Viele Millionen von
Menschen mühen sich täglich für ihre zeitlichen Interessen ab und
scheuen keine Anstrengung, etwas zu erreichen, während sie in bezug auf
ihr ewiges Wohl wie mit Blindheit geschlagen sind. Trotz der unendlichen
Liebe, die Gott auf Golgatha Sündern gegenüber geoffenbart hat, trotz
Seines Hasses gegen die Sünde, trotz der bekannten Kürze des
menschlichen Lebens, trotz all der Schrecken des Gerichts nach diesem
Leben eilt der Mensch sorglos dem schrecklichen Ende seines Weges
entgegen, als gäbe es keinen Gott, keinen Tod, kein Gericht, keinen
Himmel und keine Hölle. Gehörst du auch zu dieser Klasse von Menschen? Möchte dann Gott sich in diesem Augenblick über dich erbarmen und dir
beim Lesen dieser Zeilen die Augen öffnen, damit du deinen gefährlichen
Zustand erkennst und siehst, dass du am Rand eines unvorstellbar
schrecklichen Abgrundes stehst!
Du magst es glauben wollen oder nicht, aber dein Fall ist wirklich
verzweifelt. Verdränge nicht den Gedanken an die Ewigkeit! Es ist der
grosse Feind der Seelen, der dich betrügt und erreichen will, dass du
die Frage der Ewigkeit auf die lange Bank schiebst“. Ein spanisches
Sprichwort lautet: Der Weg „Später einmal“ führt zu der Stadt „Niemals“. Darin liegt viel Wahrheit, und ich rate dir dringend: Bleibe nicht
länger auf diesem Weg! Jetzt ist die wohlangenehme Zeit, jetzt ist der
Tag des Heils.“
Vielleicht sagst du: Ich bin nicht gleichgültig, ich denke oft an mein
Seelenheil. Ich habe schon um Sündenvergebung gebetet, aber ich bin nach
wie vor in Zweifel und Ungewissheit.
Dann ist dein Zustand wohl anders als der eines gleichgültigen Menschen,
und doch wachsen Gleichgültigkeit und Ungewissheit auf demselben Boden,
und der heisst Unglaube“. Gleichgültige Menschen glauben nicht, dass sie
sündig sind und schuldig vor Gott und dass Gott sie deshalb richten
muss. Wenn du aber nun Zweifel hast, dann glaubst du nicht, dass Gottes
Heilsweg wirklich genügt. Ich kann deine Not gut verstehen. Je grösser
der Ernst ist, mit dem du diese wichtigste Frage in deinem Leben
betrachtest, desto grösser wird auch dein Verlangen sein, zur Gewissheit
über deine ewige Errettung zu kommen.
Denn was wird es einem Menschen nützen, wenn er die ganze Welt gewönne,
aber seine Seele einbüsste?“ (Matthäus 16,26). Einem Menschen, der sich
verirrt hat und der nun müde und hungrig an eine Kreuzung kommt, ohne
den richtigen Weg zu wissen, genügt es nicht, wenn ihm jemand sagt, dass
einer der beiden Wege vielleicht zum gewünschten Ziel führt. Er muss
hundertprozentige Gewissheit haben. So geht es jedem, der innerlich wach
wird und mit Schrecken sieht, dass er auf dem breiten Weg ist, der ins
Verderben führt. Es kann ihm nichts nützen, wenn ihm jemand einen Weg
angibt, auf dem er hoffen kann, dem Verderben zu entrinnen. Jeder Irrtum
ist lebensgefährlich. Er wird nicht eher zur Ruhe kommen, bis er gewiss
weiss, dass er auf dem rechten Weg, auf dem Weg zum ewigen Leben
ist.
Glücklicherweise gibt es einen absolut zuverlässigen Führer: das Wort
Gottes, die Bibel. Anhand dieses „Führers“ sollen uns drei Dinge
beschäftigen, die entscheidend wichtig sind:
1. Der Weg des Heils (Apostelgeschichte 16,17),
2. Die Erkenntnis des Heils (Lukas 1,77),
3. Die Freude des Heils (Psalm 51,12).
Wir werden im Lauf unserer Betrachtung sehen, dass jedes dieser drei
Dinge, obwohl sie miteinander zusammenhängen, doch seine besondere
Grundlage hat, so dass es gut möglich ist, dass jemand den Weg der
Errettung kennt, ohne die Gewissheit zu haben, dass er selbst errettet
ist. Es kommt auch vor, dass jemand seiner Errettung gewiss ist, dass
ihm aber oft die Freude fehlt, die diese Gewissheit begleiten
sollte.
Der Weg des Heils
Über diesen Weg gibt uns 2. Mose 13,13 in einem Vorbild klare
Anweisung. Wir lesen dort: „Und jedes Erstgeborene des Esels sollst du
mit einem Lamme lösen, und wenn du es nicht lösest, so brich ihm das
Genick; und jedes Erstgeborene des Menschen unter deinen Söhnen sollst
du lösen.“
Jetzt möchte ich den Leser bitten, mir zu einer Szene zu folgen, die vor
über dreitausend Jahren stattgefunden haben mag. Zwei Männer, ein
Priester und ein armer Israelit, stehen beieinander und unterhalten sich
sehr angeregt. Offensichtlich geht es um eine wichtige Frage. Ein
kleiner Esel, der ahnungslos zwischen beiden steht, ist anscheinend der
Gegenstand ihres Dialogs.
“Ich bin gekommen“, hören wir den armen Israeliten sagen, um mich zu
erkundigen, ob nicht dieses eine Mal zu meinen Gunsten eine Ausnahme
gemacht werden könnte. Dieser kleine Esel hier ist das erste Junge
meiner Eselin. Ich weiss zwar, was das Gesetz verlangt, hoffe aber doch,
dass Gott dieses junge Tier verschont. Ich bin ein armer Mann, und es
ist mir unmöglich, es zu lösen.“ „Aber“, erwidert der Priester, „das
Gesetz Gottes sagt klar und unzweideutig: Jedes Erstgeborene des Esels
sollst du mit einem Lamme lösen, und wenn du es nicht lösest, so brich
ihm das Genick“. Also, wo ist das Lamm?“
“Ich habe kein Lamm.“
“Dann geh', und kaufe eins und komm wieder. Andernfalls muss dem Esel
das Genick gebrochen werden. Entweder muss das Lamm sterben oder der
junge Esel.“
“Ach, dann sind alle meine Hoffnungen dahin“, ruft der Arme traurig aus.
„Ich bin nicht in der Lage, ein Lamm zu kaufen.“
Inzwischen hat sich ein dritter, ein alter Israelit genähert. Er hört
den verzweifelten Ausruf des armen Mannes. Einen Augenblick steht er
nachdenklich da, dann wendet er sich zu ihm und sagt freundlich: „Sei
nur ruhig, mein Freund, ich kann dir helfen. Ich habe zu Hause ein
kleines Lamm ohne Fehl. Wir hängen zwar alle an ihm, aber ich will es
holen und für deinen Esel opfern.“ Mit diesen Worten eilt der
freundliche Fremde fort und kommt nach kurzer Zeit mit dem versprochenen
Lamm zurück. Der Priester nimmt es in Empfang, schlachtet es und
verbrennt es auf dem Altar. Nachdem das geschehen ist, wendet er sich zu
dem armen Mann, der dem ganzen Vorgang sprachlos zugeschaut hat, und
sagt: „Jetzt kannst du deinen Esel ruhig mit nach Hause nehmen. Das
Schaf ist anstelle des Esels getötet worden, und deshalb geht der Esel
gerechterweise frei aus. Bedanke dich bei deinem Freund.“
Erkennst du nicht in dieser kurzen Erzählung eine treffende Illustration
der Errettung eines Sünders? Gott muss wegen deiner Sünden Sein
gerechtes Gericht über dich bringen. Die einzige Möglichkeit, diesem
Gericht zu entrinnen, besteht darin, dass ein von Gott anerkannter und
akzeptierter Stellvertreter deinen Platz einnimmt. Aber wo willst du
einen solchen Stellvertreter finden? Es geht dir wie jenem armen
Israeliten. Du bist nie und nimmer imstande, das von Gott geforderte
Lamm zu beschaffen. Gott Selbst hat dafür vorgesorgt in der Person
Seines eingeborenen, geliebten Sohnes: Ein Lamm „ohne Fehl und ohne
Flecken“. „Siehe das Lamm Gottes!“ rief Johannes seinen Jüngern zu, als
er den Herrn Jesus auf sich zukommen sah; „siehe das Lamm Gottes,
welches die Sünde der Welt wegnimmt!“
Dieser Jesus, der Sohn Gottes, ging zum Kreuz „wie ein Lamm, das zur
Schlachtung geführt wird“ (Jesaja 53,7), und dort litt Er für unsere
Sünden, der Gerechte für die Ungerechten, auf dass Er uns zu Gott führe“
(1. Petrus 3,18). Er wurde unserer Übertretungen wegen dahingegeben und
unserer Rechtfertigung wegen auferweckt“ (Römer 4,25). Deshalb braucht
Gott nicht ein Jota von Seinen gerechten und heiligen Ansprüchen fallen
zu lassen, wenn Er den gottlosen Sünder, der an Christus glaubt,
rechtfertigt (Römer 3,26). Gott sei ewig Dank für einen solchen Heiland
und für eine solche Errettung! Wenn ein Mensch wirklich an den Sohn
Gottes glaubt, das heisst, wenn er Ihm und dem, was Er vollbracht hat,
völlig vertraut, dann wird ihm der volle Wert des Opfertodes Christi
zugerechnet, geradeso als ob er das Werk selbst vollbracht hätte. Ja,
noch mehr! Gott sieht den Glaubenden nicht mehr in seinem alten
Sündenzustand, sondern in der ganzen Annehmlichkeit der Person Christi. Gottes Heilsplan ist wirklich göttlich und Seiner Selbst würdig. Er
befriedigt Sein Herz und Seine Liebe, verherrlicht Seinen Sohn und
bringt den Sünder in ewige Sicherheit. Gepriesen sei der Gott und Vater
unseres Herrn Jesus Christus, der Seinen Einzigen und Geliebten gesandt
hat, um das grosse Werk der Erlösung zu vollbringen, und der alles so
völlig geordnet hat, dass solche sündigen Geschöpfe, wie du und ich,
durch den Glauben an Ihn nicht nur die reichsten Segnungen geschenkt
bekommen, sondern auch für alle Ewigkeit in die überaus köstliche
Gemeinschaft des Segnenden aufgenommen werden können! Erhebet den
HERRN mit mir, und lasset uns miteinander erhöhen seinen Namen!“ (Psalm 34,3). Aber vielleicht sagst du: „Ich habe gelernt, von mir und von
meinem eigenen Tun völlig abzusehen und nur auf Christus und auf Sein
Werk zu vertrauen, aber trotzdem bin ich nicht ganz sicher, ob wirklich
alles restlos in Ordnung ist. Heute fühle ich mich ganz glücklich und
bin froh, dass Gott mich durch den Glauben an Jesus und Sein vergossenes
Blut angenommen hat, und morgen bin ich schon wieder in Angst und
Zweifel. Woher kommt das nur?“
Auf diese Frage möchte ich dir eine Gegenfrage stellen: Hast du jemals
gehört, dass ein Kapitän den Anker seines Schiffes in das Schiff
hineinwirft, um so einen sicheren Ankerplatz zu finden? Natürlich nicht! Er müsste seinen Verstand verloren haben. Er wirft ihn stets nach
aussen, ins Meer. Verstehst du, was ich damit sagen will? Es mag sein,
dass du ganz klar verstehst, dass der Tod Christi allein Sicherheit vor
dem ewigen Gericht gibt, und doch denkst du, deine Gefühle könnten dir
Gewissheit geben. Anstatt nach aussen zu blicken, blickst du in dich
hinein, und da kann es gar nicht anders sein, als dass du heute
glücklich bist, wenn du die für einen Geretteten passenden Gefühle in
dir zu entdecken meinst, während du morgen beim Verschwinden dieser
Gefühle vom Sturm hin- und hergeschaukelt wirst, wie ein Schiff in
Seenot. Das führt uns zu dem zweiten Punkt unserer Betrachtung.
Die Erkenntnis des Heils
Wieder muss ich den Leser bitten, seine Bibel zur Hand zu nehmen und
das fünfte Kapitel des ersten Johannesbriefes aufzuschlagen. Dort finden
wir einen Vers, der den Weg angibt, auf dem Gott dem Menschen die
Erkenntnis des Heils mitteilt. Er lautet: „Dies habe ich euch
geschrieben, auf dass ihr wisset, dass ihr ewiges Leben habt, die ihr
glaubet an den Namen des Sohnes Gottes“ (V.13). Beachten wir gut, dass
es nicht heisst: Diese glücklichen Gefühle habe ich euch gegeben, auf
dass ihr wisset...“. Es heisst auch nicht: „Dies habe ich euch
geschrieben, auf dass ihr fühlt (oder hofft), dass ihr ewiges Leben habt
. . . „.
Kurz bevor Israel aus Ägypten auszog, kam die letzte schwere Plage: Gott
tötete alle ältesten Söhne. Lies bitte 2. Mose 12. Woher wussten die
erstgeborenen Söhne der Israeliten, dass sie in jener Nacht vor dem
Schwert des Gerichts völlig sicher waren? Lasst uns in Gedanken zwei
verschiedene Häuser israelitischer Familien besuchen und hören, was ihre
Bewohner zu sagen haben.
In dem ersten Haus sehen wir auf den ersten Blick, dass alle Bewohner
voll Furcht, Spannung und Angst sind. Die Gesichter sind bleich, und
zitternd stehen Eltern und Kinder beieinander. Wir erkundigen uns nach
der Ursache der allgemeinen Angst. Der älteste Sohn erzählt uns, dass
der Todes-Engel in der kommenden Nacht durch das Land gehen wird, um
alle ältesten Söhne zu töten, und dass er nicht ganz sicher sei, wie es
ihm in dieser schrecklichen Stunde ergehen werde. „Wenn der Engel an dem
Haus meiner Eltern vorübergegangen und der Tag angebrochen ist, dann
weiss ich, dass ich verschont bin; aber bis dahin bin ich in
Ungewissheit. Unsere Nachbarn im nächsten Haus behaupten zwar, ihrer
Errettung völlig gewiss zu sein, aber wir halten das für eine grosse
Anmassung. Alles, was ich tun kann, ist, dass ich die lange schreckliche
Nacht wachbleibe und das Beste hoffe“.
“Aber“, fragen wir weiter, „hat Gott denn nicht genau gesagt, auf welche
Art dein Leben gerettet werden kann?“
“Doch! Und wir haben auch alles getan, was Er gesagt hat. Wir haben das
Schaf geschlachtet, ein fehlerloses Tier von einem Jahr, und wir haben
sein Blut mit einem Büschel Ysop an die Oberschwelle und die beiden
Türpfosten gestrichen, aber trotzdem sind wir nicht sicher, ob das hilft
und uns wirklich schützen wird.“
Sehen wir jetzt einmal in das Nachbarhaus. Welch ein Gegensatz! Frieden
und Ruhe liegt hier auf jedem Gesicht. Die ganze Familie steht um den
Tisch herum; jeder hat einen Stab in der Hand und isst von dem
gebratenen Fleisch des Lammes. Wie kommt es, dass hier alle so ruhig
sind, obwohl in dieser Nacht so Schreckliches passieren soll? Auf unsere
Frage, warum sie so reisefertig um den Tisch stehen, erhalten wir zur
Antwort: ???Wir warten auf den Befehl Gottes zum Aufbruch. Sobald der
eintrifft, werden wir die grausamen Unterdrücker und den Sklavendienst
Ägyptens für immer verlassen.“
“Aber habt ihr denn ganz vergessen, dass heute Nacht Gottes
Gerichtsengel durch ganz Ägypten geht und alle ältesten Söhne
tötet?“
“O nein, das wissen wir, aber unserem Erstgeborenen kann nichts
passieren, denn das Blut ist an die Tür gestrichen worden, genau wie
Gott es uns aufgetragen hat.“
“Das ist hier bei euren Nachbarn auch geschehen“, erwidern wir, „und
trotzdem sind dort alle unglücklich, weil sie nicht sicher sind, ob ihr
Sohn tatsächlich verschont bleibt.“
In diesem Augenblick schaltet sich der älteste Sohn ein. Er sagt in
bestimmtem Ton: „Wir haben nicht nur das Blut an den Türpfosten, sondern
auch das unumstössliche Wort Gottes darüber. Gott hat gesagt: „Wenn ich
das Blut sehe, so werde ich an euch vorübergehen“. Gott ist befriedigt,
wenn Er das Blut aussen an unserer Tür sieht. Darum sind wir ruhig, Er
wird Sein Wort halten.“
Genauso ist es! Auch für uns! Das Blut des Lammes Gottes, das für uns
geflossen ist, rettet uns, und das Wort aus dem Mund Gottes gibt uns
eine unerschütterliche Gewissheit. Nichts kann uns eine grössere
Sicherheit geben, vor dem Gericht verschont zu bleiben, als das Blut
Christi! Könnte uns irgendetwas mehr Gewissheit verleihen als das Wort
Gottes, Sein geschriebenes Wort? Nichts, gar nichts!
Welcher der beiden ältesten Söhne war in grösserer Sicherheit, der erste
oder der zweite? Der zweite, denkst du vielleicht, weil dort alle ruhig
und in Frieden waren. Nein, sage ich dir, beide waren gleich sicher. Ihre Sicherheit hing nicht ab von ihren Gefühlen in ihnen selbst,
sondern von dem Blut, das draussen war und von der Garantie, die Gott
mit Seinem Wort gegeben hatte. Und ebenso darfst du, wenn du deiner
eigenen Errettung gewiss werden willst, nicht auf das schwankende
Zeugnis deiner Gefühle hören, sondern auf das unveränderliche Zeugnis
des Wortes Gottes: Wahrlich, wahrlich, ich sage euch: Wer mein Wort hört
und glaubt dem, der mich gesandt hat, hat ewiges Leben und kommt nicht
ins Gericht, sondern er ist aus dem Tod in das Leben übergegangen“
(Johannes 5,24).
Nimm ein Beispiel aus dem täglichen Leben. Ein Bauer hört, dass eine
schöne, fette Wiese ganz in der Nähe seines Bauernhofes zu verpachten
ist. Schon längst hätte er dieses Stück Land gern gehabt, weil er nicht
genug Gras hat für sein Vieh. Er schreibt an den Besitzer der Wiese,
bekommt aber längere Zeit keine Antwort. Eines Tages besucht ihn ein
Nachbar, dem er die Sache erzählt. Der hört aufmerksam zu und sagt dann:
Die Weide bekommst du bestimmt; der Besitzer schätzt dich.“ Diese Worte
machen dem Pächter Mut. Am nächsten Tag begegnet ihm ein anderer Nachbar
und bemerkt im Lauf der Unterhaltung: Ich fürchte, du hast nicht viel
Aussicht, die Wiese zu bekommen. Ich habe gehört, dass es noch einen
anderen Interessenten gibt, der mit dem Besitzer gut befreundet ist.“
Die Hoffnungen des Bauern sinken bei diesen Worten auf Null. Niedergeschlagen geht er nach Hause.
Dort angekommen, findet er bei seiner Post einen Brief des Eigentümers
der Wiese. Aufgeregt öffnet er den Brief. Er liest, und beim Lesen hellt
sich sein Gesicht auf. Er hält den Brief triumphierend in die Höhe und
ruft seiner Frau zu: Jetzt ist alles in Ordnung. Wir können die Wiese
pachten, solange wir wollen, und die Bedingungen sind denkbar günstig. Alle meine Sorge war unnötig. Jetzt lass kommen, was will, ich habe sein
Wort. Das genügt mir.“
Mancher ist in einem ähnlichen Zustand wie dieser Pächter – hin- und
hergeworfen und beunruhigt durch die Meinungen der Menschen, oder durch
die Gedanken und Gefühle seines eigenen verräterischen Herzens! Nur die
Annahme des Wortes Gottes, des unfehlbaren Ausdrucks der Gedanken und
Ratschlüsse Gottes, kann der Seele Ruhe geben und sie vor Zweifeln und
Beängstigungen sicherstellen. Wenn Gott spricht, kann es nur Gewissheit
geben, ob Er nun über das Gericht der Gottlosen oder die Errettung des
Gläubigen redet. „In Ewigkeit, Herr, steht dein Wort fest in den
Himmeln“ (Psalm 119,89). Für den einfältigen Gläubigen ordnet Sein Wort
alles. „Nicht ein Mensch ist Gott, dass er lüge, noch ein Menschensohn,
dass er bereue. Sollte Er gesprochen haben und es nicht tun, und geredet
haben und es nicht aufrecht halten?“ (4. Mose 23,19). Es geht also
darum, dass du Gottes Wort wirklich vertraust. Nicht wie du das tust,
sondern dass du es tust!
Aber, fragst du vielleicht, wie kann ich sicher sein, dass ich den
richtigen Glauben habe? Darauf gibt es nur eine Antwort: „Setze dein
Vertrauen auf die richtige Person, d. i. auf den Sohn Gottes!“ Es
handelt sich nicht um die Grösse deines Glaubens, sondern um die
Vertrauenswürdigkeit der Person, auf die du dein Vertrauen setzt. Der
eine ergreift Christus mit der Hast eines Ertrinkenden, der andere wagt
es nur zaghaft, dem Retter gleichsam von hinten zu nahen und Ihn
anzurühren. Doch darum ist der eine nicht mehr in Sicherheit als der
andere. Beide haben dieselbe Entdeckung gemacht: sie haben erkannt, dass
sie auf sich selbst absolut nicht vertrauen können, dass sie aber
Christus und Seinem Wort vertrauen und in Seinem vollbrachten Werk ruhen
dürfen. Das ist Glaube.
“Wahrlich, wahrlich, ich sage euch: Wer an mich glaubt, hat ewiges
Leben“ (Johannes 6,47).
Der schwächste Glaube an Jesus Christus errettet den Sünder für alle
Ewigkeit, während das stärkste Vertrauen auf irgend etwas ausser Ihm,
mögen es nun gute Werke, religiöse Gebräuche, Zugehörigkeit zu einer
Religionsgemeinschaft, fromme Gefühle oder irgend etwas Ähnliches sein,
ebenso sicher in das ewige Verderben führt. Dem Herrn Jesus können wir
wirklich vertrauen. Er ist der geliebte Sohn, an dem der Vater Seine
ewige Wonne hat, und der für den Sünder im Gericht stand und die ganze
Glut des göttlichen Zornes wider die Sünde trug.
Doch wie verkehrt ist das menschliche Herz! ???Ich glaube wirklich an
den Herrn Jesus“, sagte vor einiger Zeit ein junges Mädchen zu mir,
„aber wenn mich jemand fragt, ob ich errettet bin, dann wage ich nicht,
„Ja“ zu sagen.“ Sie war die Tochter eines Metzgers, und es war gerade
Markttag. Ihr Vater war zum Markt gegangen, um Vieh einzukaufen. So
sagte ich zu ihr: „Stell dir vor, dein Vater kommt nach Hause und
erzählt, er habe zehn Schafe gekauft. Später kommt dann jemand ins
Geschäft und fragt dich: Wieviel Schafe hat dein Vater heute gekauft? Du
würdest dann antworten: Mein Vater hat gesagt: Zehn, aber ich weiss
nicht sicher, ob das stimmt. -Was würde diese Antwort bedeuten?“
“Sie würde ihren Vater zu einem Lügner machen“, rief ihre Mutter, die
unser Gespräch mitgehört hatte, aus dem Nebenzimmer.
“Deine Mutter hat recht. Du würdest deinen Vater zum Lügner stempeln,
und dasselbe tust du, ohne es zu wollen und zu wissen, Gott gegenüber. Gott hat gesagt, dass jeder, der an Seinen Sohn glaubt, ewiges Leben
hat. Wenn du das in Zweifel ziehst, machst du Gott zu einem Lügner (1. Johannes 5,10).
Wieder andere fragen: „Woher kann ich wissen, dass ich wirklich glaube? Ich habe oft genug versucht, zu glauben, und habe in mich geblickt, um
zu sehen, ob ich den rechten Glauben habe; aber je mehr ich auf meinen
Glauben sehe, desto weniger scheine ich ihn zu haben.“ Wer so spricht,
schaut in die verkehrte Richtung, und gerade seine vergeblichen
Anstrengungen, zu glauben, beweisen, dass er auf dem falschen Weg ist. Ich nehme wieder ein einfaches Beispiel aus dem täglichen Leben.
Denke dir, du sitzt eines Abends ruhig zu Hause. Da klopft es, du sagst
„Herein!“ und nun kommt jemand ins Zimmer, den du als wenig glaubwürdig
kennst. Er erzählt dir, der Bahnhofsvorsteher sei verunglückt und tot
nach Hause gebracht worden. Glaubst du diesem Mann, oder versuchst du
auch nur, ihm zu glauben?
“Auf keinen Fall!“ wirst du sagen. Aber warum nicht? Weil du auf deinen
Glauben oder auf deine Gefühle blickst? Nein, weil du den Mann, der dir
die Nachricht bringt, als einen Lügner kennst.
Kurz darauf besucht dich dein Nachbar, der dich vor langer Zeit einmal
betrogen hat, und sagt: „Hast du schon gehört, dass der
Bahnhofsvorsteher heute abend von einem Güterzug überfahren worden ist?“
Immer noch weisst du nicht, ob du das glauben sollst, weil du auch
diesem Mann nicht hundertprozentig trauen kannst. Kaum ist er gegangen,
so kommt dein bester Freund und berichtet dir das selbe wie die beiden
anderen vorher. „Jetzt glaub' ich es“, sagst du, „denn mein mein Freund
hat mich noch nie betrogen.“ Warum glaubst du jetzt? Glaubst du, weil du
in dir die rechten Gefühle entdeckst? Nein, du glaubst, weil dein Freund
dein Vertrauen verdient. Ebenso ist es mit der Frohen Botschaft, die
Gott mir in Seinem Wort verkündigt. Ich glaube diese Frohe Botschaft,
weil Er, der sie mir bringt, nicht lügen kann, weil Er mein absolutes
Vertrauen verdient. Ich sehe nicht auf meinen Glauben, sondern auf den,
der zu mir redet. Wenn ich Ihn betrachte, kann ich nur sagen: „Ja, Er
ist würdig, dass ich Ihm ganz vertraue. Er kann nicht lügen, Er hält
Sein Wort.“
„Wenn wir das Zeugnis der Menschen annehmen, das Zeugnis Gottes ist
grösser; denn dies ist das Zeugnis Gottes, welches Er gezeugt hat über
Seinen Sohn. Wer an den Sohn Gottes glaubt, hat das Zeugnis in sich
selbst; wer Gott nicht glaubt, hat Ihn zum Lügner gemacht, weil er nicht
an das Zeugnis geglaubt hat, welches Gott gezeugt hat über seinen Sohn
(1. Johannes 5,9.10). „Abraham aber glaubte Gott, und es wurde ihm zur
Gerechtigkeit gerechnet“ (Römer 4,3).
Viele halten den Glauben für eine unbestimmte, nicht näher definierbare
Gefühlsangelegenheit, die deutlich mache, ob man für den Himmel passend
sei. Aber das ist der Glaube nicht. Wer wirklich glaubt, sucht nicht in
sich selbst nach Beweisen dafür. Er blickt nach aussen auf eine
lebendige Person, auf Christus und Sein vollbrachtes Werk, und hört auf
das Zeugnis Gottes, der die Wahrheit und das Licht ist. Und dieser Blick
nach aussen gibt der Seele inneren Frieden. Wenn ich mein Gesicht der
Sonne zukehre, so liegt mein Schatten hinter mir. Ich sehe ihn nicht. Ebenso unmöglich ist es, den verherrlichten Christus im Himmel und zur
gleichen Zeit sich selbst anzuschauen.
So sehen wir, dass die gesegnete Person des Sohnes Gottes mein Vertrauen
gewinnt. Sein vollbrachtes Werk gibt mir ewige Sicherheit, und das Wort
Gottes verleiht mir eine unumstössliche Gewissheit im Blick auf meine
Errettung. Ich finde in Christus und Seinem Werk den Weg des Heils und
in dem Wort Gottes die Erkenntnis des Heils.
Aber wie kommt es, dass so mancher, der seiner Errettung gewiss ist,
trotzdem so oft die Freude des Heils verliert und nach seiner Bekehrung
fast noch unglücklicher ist als vorher? Diese Frage führt uns zum
dritten Abschnitt unserer Betrachtung.
Die Freude des Heils
Wir finden in der Bibel, dass der Heilige Geist in jedem wohnt, der
an den Herrn Jesus glaubt und weiss, dass seine Sünden vergeben sind. Doch dürfen wir nicht vergessen, dass jeder Gläubige auch noch „das
Fleisch“, d. h. die böse Natur, von Geburt an in sich trägt. Diese
sündige Natur verlieren wir auch nicht dadurch, dass wir an den Herrn
Jesus glauben. Der Heilige Geist in dem Gläubigen widersteht dem
Fleisch; Er wird durch jede Regung des Fleisches in Gedanken, Worten
oder Werken betrübt. Wenn der Christ „würdig des Herrn“ wandelt, so wird
der Heilige Geist in ihm Seine gesegneten Früchte: Liebe, Freude,
Friede, Langmut, Freundlichkeit, Gütigkeit, Treue, Sanftmut und
Enthaltsamkeit (Galater 5,22) zum Vorschein bringen. Wandelt er in einer
fleischlichen, weltlichen Weise, so wird der Heilige Geist betrübt, und
jene Früchte werden mehr oder weniger ausbleiben.
So wie unsere Errettung von dem Werk des Herrn Jesus abhängig ist, so
ist unsere geistliche Freude und unser Genuss von unserem Wandel
abhängig. Gott sei Dank, dass das Werk Christi seinen Wert nie verlieren
kann! Es besteht ewig, und damit auch unsere Errettung. Anders aber
steht es mit unserem Wandel. Wenn wir uns als Gläubige nicht so
verhalten, wie es der Herr wünscht, dann schwindet auch unsere Freude. Meine geistliche Freude wird immer dem geistlichen Charakter meines
Wandels entsprechen. Wir lesen von den ersten Christen
in Apostelgeschichte 9,31:
“?Sie wandelten in der Furcht des Herrn und wurden vermehrt durch den
Trost des Heiligen Geistes“, und in Kapitel 13,52: „Die Jünger aber
wurden mit Freude und Heiligem Geiste erfüllt“.
Wir sehen also, dass unsere Sicherheit abhängt von dem Werk Christi für
uns, dass unsere Gewissheit beruht auf dem Wort Gottes, das Er zu uns
redet, und dass unser Genuss davon abhängig ist, ob wir den Heiligen
Geist in uns nicht betrüben. Nie aber dürfen wir unsere Sicherheit und
Gewissheit mit unserem Genuss verwechseln. Wenn wir als Kinder Gottes
etwas tun, was den Heiligen Geist betrübt, so ist unsere praktische
Gemeinschaft mit dem Vater und dem Sohn unterbrochen, und zwar so lange,
bis wir uns selbst richten und unsere Sünde bekennen. Erst dann wird die
Freude und das Glück der Gemeinschaft wiederhergestellt. Das Beispiel
eines ungehorsamen Kindes ist ja schon oft angeführt worden. Ein solches
Kind erfreut sich nicht eher wieder der Liebe des Vaters, bis es seine
Verfehlung bekannt und Betrübnis darüber gezeigt hat.
Das hat nichts mit seiner Kindschaft zu tun. Die beruht auf seiner
Geburt, nicht auf seinem Verhalten. Als David so schwer mit der Frau
Urias gesündigt hatte und zum Bewusstsein seiner Sünde gekommen war,
betete er nicht: Lass mir wiederkehren dein Heil, sondern: „Lass mir
wiederkehren die Freude deines Heils!“ (Psalm 51,12).
Genauso ist es mit jedem Gläubigen. Wenn er gesündigt hat, dann ist die
Gemeinschaft mit dem Vater unterbrochen, und seine Freude ist so lange
gestört, bis er mit einem „zerbrochenen Herzen und einem zerschlagenen
Geist“ (Psalm 34,18; 51,17) zum Vater kommt und seine Sünde bekennt. Aber dann bekommt er auch die Gewissheit, dass ihm seine Sünde vergeben
wurde, denn das Wort Gottes bezeugt klar und bestimmt:
“Wenn wir unsere Sünden bekennen, so ist Er treu und gerecht, dass Er
uns die Sünden vergibt und uns reinigt von aller Ungerechtigkeit“ (1. Johannes 1,9).
Jedes Kind Gottes sollte unbedingt wissen, dass es nichts Festeres gibt,
als das Band des Kindesverhältnisses zu seinem Gott und Vater, aber auch
nichts Zarteres als das Band der Gemeinschaft! Keine Macht der Erde oder
der Hölle vermag das Kindesverhältnis anzutasten, aber ein einziger
unreiner Gedanke, ein einziges unnützes Wort zerreisst schon das Band
der Gemeinschaft.
Wenn wir also die Freude der Gemeinschaft mit unserem Gott und Vater und
dem Herrn Jesus verloren haben, dann sollten wir stillstehen und uns
aufrichtig prüfen. Haben wir die Ursache entdeckt, müssen wir unsere
Sünde vor unserem Vater bekennen und uns selbst schonungslos richten,
weil wir nicht wachsam, sondern gleichgültig waren. Denken wir nicht,
die Sünde eines Gläubigen sei vor Gott weniger schlimm als die eines
Ungläubigen. Gottes Gedanken über die Sünde sind unveränderlich. Er kann
wegen der Sünde eines Gläubigen ebensowenig ein Auge zudrücken, wie Er
es gegenüber den Sünden derer tun kann, die Ihn verachten. Natürlich
gibt es doch einen Unterschied zwischen den Sünden der Gläubigen und
denen der Ungläubigen. Die Sünden der Gläubigen kannte Gott schon, bevor
sie geboren waren. Als der Herr Jesus am Kreuz starb, hat Er alle ihre
Sünden getragen. Dazu gehören auch die Sünden, die der Gläubige nach
seiner Bekehrung noch tut (Siehe 1. Petrus 2,24). Jeder, der Christus
verwirft, muss die Folgen seiner Sünden in alle Ewigkeit selbst
tragen.
Wenn ein Gläubiger gesündigt hat, so entsteht nicht neu die richterliche
Frage, sondern es geht allein um die Frage der Gemeinschaft mit Gott als
Vater. Und wenn ein solcher Christ trotz der Mahnungen seines Gewissens
und der Stimme des Heiligen Geistes, die ihn in seinem Inneren straft,
auf seinem falschen Weg weitergeht, dann wird Gott ihn strafen müssen,
genauso wie ein Vater es mit seinem widerspenstigen Kind tut. Die Bibel
sagt dazu: „Wenn wir aber gerichtet werden, so werden wir vom Herrn
gezüchtigt, auf dass wir nicht mit der Welt verurteilt werden“ (1. Korinther 11,32).
Doch wiederhole ich noch einmal, dass durch die Untreue eines Gläubigen
und durch die ihr notwendigerweise folgende ernste Sprache Gottes die
Frage der Errettung in keiner Weise berührt wird. Wenn ich infolge eines
Mangels an Wachsamkeit und Treue unglücklich und gedrückt bin, so wird
dadurch weder das Werk Christi noch das Wort Gottes verändert. Was sich
verändert, ist die Tätigkeit des Heiligen Geistes. Statt dass Er von den
herrlichen Dingen Christi nehmen und mein Herz mit dem Bewusstsein und
dem Genuss Seiner Vortrefflichkeit und Schönheit erfüllen kann, ist Er
betrübt und muss sich mit meiner Sünde und Untreue beschäftigen, um mir
meinen traurigen Zustand zum Bewusstsein zu bringen. Und der Vater, der
mich doch so gern Seine Gemeinschaft geniessen lassen möchte, muss mich,
wenn ich in der Sünde weiterlebe, züchtigen und über meinen Zustand mit
mir reden. Welch ein Verlust ist das! Möchte der Herr uns immer
wachsamer im Blick auf uns selbst machen, damit wir nicht den Heiligen
Geist betrüben, durch den wir versiegelt sind auf den Tag der Erlösung
(Epheser 4,30)!
Wie gut, dass unser geliebter Herr in Seiner Gnade und Güte sich nie
verändert! „Jesus Christus ist derselbe gestern und heute und in
Ewigkeit“ (Hebräer 13,8). Auch Sein Werk wird sich nie verändern. „Ich
habe erkannt, dass alles, was Gott tut, für ewig sein wird; es ist ihm
nichts hinzuzufügen und nichts davon wegzunehmen“ (Prediger 3,14). Und
ebensowenig wird Sein Wort hinfällig. „Alles Fleisch ist wie Gras, und
seine Herrlichkeit wie des Grases Blume. Das Gras ist verdorrt, und
seine Blume ist abgefallen; aber das Wort des Herrn bleibt in Ewigkeit“
(1. Petrus 1,24.25). Welch eine Ruhe gibt uns das trotz aller unserer
Schwachheit! Der Gegenstand meines Vertrauens, die Grundlage meines
Heils, der Grund meiner ewigen Sicherheit und Gewissheit – sie sind alle
gleich unveränderlich, so unerschütterlich wie Gott Selbst.
Das Bewusstsein, dass wir so hoch begnadigt sind, und dass unser Heil in
Ihm für alle Ewigkeit feststeht, darf uns aber nicht gleichgültig
machen. Wenn es aber doch so ist, deutet es auf einen sehr traurigen
Herzenszustand hin. Dann missbraucht man die Gnade Gottes und die
Freiheit, zu der Er uns gebracht hat. Gebe der Herr uns allen in Seiner
Gnade, dass wir würdig wandeln der Berufung, mit der wir berufen worden
sind! Möchte Er in unseren Herzen eine Furcht vor der Sünde, ja, vor uns
selbst und zugleich eine wahre Gottesfurcht erwecken! Möchten wir nie
vergessen, dass wir Den als Vater anrufen, der Licht ist, und der ohne
Ansehen der Person richtet nach eines jeden Werk! „Wenn wir sagen, dass
wir Gemeinschaft mit Ihm haben, und wandeln in der Finsternis, so lügen
wir und tun nicht die Wahrheit. Wenn wir aber in dem Lichte wandeln, wie
Er in dem Lichte ist, so haben wir Gemeinschaft miteinander, und das
Blut Jesu Christi, Seines Sohnes reinigt uns von aller Sünde“ (1. Johannes 1,6.7).