Behandelter Abschnitt Sach 5,5-11
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Sach 5,5-11: 5 Und der Engel, der mit mir redete, trat hervor und sprach zu mir: Erhebe doch deine Augen und sieh: Was ist dies, das da hervorkommt? 6 Und ich sprach: Was ist es? Und er sprach: Dies ist ein Epha, das hervorkommt; und er sprach: Das ist ihr Aussehen im ganzen Land. 7 Und siehe, eine Scheibe aus Blei wurde aufgehoben; und da war eine Frau, die mitten in dem Epha saß. 8 Und er sprach: Dies ist die Gottlosigkeit; und er warf sie mitten in das Epha hinein und warf das Bleigewicht auf dessen Öffnung. 9 Und ich erhob meine Augen und sah: Und siehe, da kamen zwei Frauen hervor, und Wind war in ihren Flügeln, und sie hatten Flügel wie die Flügel des Storches; und sie hoben das Epha empor zwischen Erde und Himmel. 10 Und ich sprach zu dem Engel, der mit mir redete: Wohin bringen diese das Epha? 11 Und er sprach zu mir: Um ihm im Land Sinear ein Haus zu bauen; und ist dies aufgerichtet, so wird es dort auf seine Stelle niedergesetzt werden.
Ab Vers 5 wird ein anderes, noch seltsameres Symbol erwähnt. Sacharja, der offensichtlich mit gesenktem Blick über das schreckliche Vorzeichen nachdenkt, das wir gerade betrachtet haben, wird von dem Engel, der die Vision deutet, geweckt und aufgefordert, die nächste bemerkenswerte Vision zu betrachten. Er sieht ein großes Epha, ein Gefäß zum Abmessen von Handelswaren, auf dem ein schweres unedles Metallstück, gleich einem Bleideckel, liegt. Als dieser Deckel angehoben wird, sieht er, wie eine Frau in das Epha geworfen wird. Nachdem das Epha wieder mit dem Bleigewicht bedeckt wird, erscheinen zwei andere Frauen mit Flügeln wie die eines Storches. Sie heben das Maß zwischen sich empor und fliegen damit Richtung Norden. Auf die Frage des Propheten: „Wohin bringen diese das Epha?“, erwidert der Engel: „Um ihm im Land Sinear ein Haus zu bauen; und ist dies aufgerichtet, so wird es dort auf seine Stelle niedergesetzt werden.“ Das ist das seltsame Vorzeichen, das der Prophet sieht. Doch was hat das Ganze zu bedeuten?
Auffällig ist, dass die letzten Visionen immer weniger gedeutet werden. Es ist, als ob der Herr über die ersten Visionen bereits genug Informationen gegeben und damit bereits eine solide Grundlage gelegt hat, damit die letzten Visionen verstanden werden können. Aus diesem Grund ist es notwendig, dass wir das, was uns hier mitgeteilt wird, sorgfältig mit den Informationen vergleichen, die wir bereits erhalten haben.
Man hat verschiedene Auslegungen vorgeschlagen, was wohl das Epha bedeutet; viele von ihnen erscheinen äußerst phantasievoll. Eine der gängigsten ist diese: Das Epha sei das Symbol für den Handel und stehe für das besonders ausgeprägte Merkmal des jüdischen
Volkes, das eine Nation eifriger Händler ist. Die Frau stelle die Ungerechtigkeit im Geschäftsleben dar, die nun ausgereift ist. Dass die Frau im Epha in das Land Sinear gebracht wird, weise darauf hin, dass die alte Stadt Babel wiederbelebt werde in großer Pracht als das zukünftige Handelszentrum des kommenden Tages. Ausleger, die dieser Ansicht sind, verweisen auf bestimmte Verhandlungen, die derzeit [Anfang des 20. Jh.] geführt werden über die Erschließung Mesopotamiens und die Ausweitung des Eisenbahnbetriebs. Ihrer Ansicht nach seien dies sichere Hinweise darauf, dass sie sich auf dem richtigen Weg befinden. Aber unserer Ansicht nach ist das Ganze reine Spekulation und wird in keiner Weise durch die Heilige Schrift gestützt. Meines Erachtens machen sowohl Jeremia als auch Jesaja deutlich, dass Babel gefallen ist und sich nicht mehr erheben wird.2 Die Stadt ist buchstäblich mit Feuer verbrannt und völlig zerstört worden. Gott selbst hat deutlich erklärt, dass es für diese böse Stadt weder Heilung noch Erweckung geben wird.
Außerdem gibt es keinen überzeugenden Grund, anzunehmen, das Epha an sich sei zwangsläufig ein Symbol für große Handelsbestrebungen. Ist es nicht vielmehr das anerkannte Symbol für das Messen? Als ein solches Symbol spricht es davon, dass Gott die Sünde Judas und die Sünde des ganzen Hauses Israel mit unfehlbarer Genauigkeit wiegen und messen wird. Wenn ihre Missetat ausgereift ist, wird Gott in wundervoller Gnade die Gottlosigkeit von dem Überrest trennen, der bewahrt worden ist. Er wird an der Gottlosigkeit in Verbindung mit dem Ort ihres Ursprungs, dem Land Sinear, handeln. Denn die Frau im Epha spricht, wie ich meine, unmissverständlich von der Bosheit in religiöser Hinsicht, so wie auch die Frau, die den Sauerteig böser Lehre in der Speise des Volkes Gottes versteckt (Mt 13,33). Oder denken wir an die Frau Jesabel, die die Versammlung in Thyatira verdirbt, was in der entsetzlichen Gottlosigkeit der Frau, die „mit Purpur und Scharlach bekleidet“ ist, in Offenbarung 17 gipfeln wird.
Israels große religiöse Sünde war der Götzendienst. Sie waren von den Nationen abgesondert worden, Zeugen um des HERRN für den einen wahren Gott zu sein. Doch anstatt auf dem ihnen gegebenen Platz des Zeugnisses zu bleiben, wandten sie sich den Praktiken der Nationen zu. Dadurch reizten sie ihren Felsen und veranlassten Ihn, im Zorn gegen sie vorzugehen. Babel ist die Mutter des Götzendienstes. Es ist die Heimat von allem, was in religiöser Hinsicht falsch ist. In der Zeit des Endes wird dieser Geist der Gottlosigkeit von Juda getrennt und in das Land Sinear getragen werden von Frauen, die Flügel wie Störche haben. In den Frauen mit ihren Flügeln können wir ganz sicher ein Symbol der unreinen Kraft des menschlichen Geistes sehen, der zwar weiblich und reizend ist, jedoch von der Kraft des Fürsten der Gewalt der Luft angetrieben wird. In Sinear wird dem Geist der Gottlosigkeit ein Haus gebaut werden, das heißt, dort wird die Behausung der Gottlosigkeit sein und dort wird sie gerichtet werden.
Es handelt sich um eine moralische Kontinuität: Das buchstäbliche Babel findet seine Identität in dem „Geheimnis Babylon“ fortgesetzt, mit dessen Sünde sich Gott in vollem Umfang beschäftigen wird. Durch ihre Zauberei sind alle Nationen verführt worden, „und in ihr wurde das Blut von Propheten und Heiligen gefunden und von all denen, die auf der Erde geschlachtet worden sind“ (Off 18,24).
Auf diese Weise wird Israel geläutert, und jede Form des Götzendienstes wird seinem gerechten und endgültigen Gericht zugeführt werden. Dies ist die Vorbereitung dafür, damit das weltweite Reich unseres Gottes und seines Christus aufgerichtet wird.