Jetzt aber ist, ohne Gesetz, Gottes Gerechtigkeit offenbart worden, bezeugt durch das Gesetz und die Propheten: Nachdem Paulus die Sündhaftigkeit und Verlorenheit des Sünders (des Heiden und des Juden) dargelegt hat, beginnt er, über das Heil Gottes zu sprechen: Gottes Heil gründet sich auf seine Gerechtigkeit, die Er durch das Kreuz Christi offenbart hat (2Kor 5,21). Das Kreuz ist die Offenbarung des Wesens (Licht und Liebe) und der Eigenschaften Gottes (u. a. seiner Gerechtigkeit, Barmherzigkeit, Güte ...). Einerseits verlangte seine Gerechtigkeit das Gericht über die Sünden an Christus, andererseits hat seine Liebe dadurch einen Weg gefunden, den Sünder zu begnadigen und zu rechtfertigen.
Jetzt: Das ist die jetzige Zeit (V. 26), die Zeit der Gnade, die Zeit nach dem Kreuz Christi.
Ohne Gesetz [cwriVς novmou]: Das Gesetz forderte vom Menschen Gerechtigkeit, die er aber nicht aufbringen konnte. Nun fordert Gott nichts mehr vom Menschen, sondern gibt Gnade. Außerhalb irgendeines Gesetzes, außerhalb all dessen, was Gott vom Menschen fordert. Die Errettung geschieht ausschließlich aufgrund des Glaubens. Sonst wäre die erworbene Gerechtigkeit nicht die Gerechtigkeit Gottes, sondern eine menschliche Gerechtigkeit. Gott verlässt das Prinzip des Gesetzes, Er stellt keinerlei Forderung (Gesetz) mehr an den Menschen, weil der Mensch sie erfüllen könnte. Gott fordert nun keine Gerechtigkeit mehr vom Menschen, sondern gibt ihm seine eigene Gerechtigkeit.
Gottes Gerechtigkeit: Was ist Gottes Gerechtigkeit? Sie ist nicht sein Wesen (wie Licht) oder seine Natur (wie Liebe), sondern eine Eigenschaft seines Handelns im Blick auf die Schöpfung, auf die Menschen (vgl. 1,17). Es ist das gerechte Handeln Gottes. Gott handelt in Übereinstimmung mit seinem Wesen, das Licht ist, und seiner Natur, die Liebe ist, ohne seine Gerechtigkeit fallen zu lassen.
Die Sicherheit des Glaubens beruht auf der Gerechtigkeit Gottes, nicht auf seiner Barmherzigkeit. Die Grundlage unseres Friedens ist die Gerechtigkeit Gottes, wie Er sie in Christus – in seinem Handeln mit Christus – offenbart hat. Gott hat sich gleichsam „verpflichtet“, den Sünder ‒ wenn er seine Hand auf Christus legt (vgl. das Sündopfer in 3Mo 4) ‒ zu rechtfertigen. Gott hat Genugtuung (Sühnung) durch das Werk Christi empfangen und hat das bewiesen, indem Er den Herrn Jesus auferweckte (4,25).
Nirgends wird gesagt, dass wir Gottes Gerechtigkeit empfangen, wir empfangen wohl Gerechtigkeit aus Gott (Phil 3,9). Eine Gerechtigkeit, die ihren Ursprung im Handeln Gottes hat: durch das Werk des Herrn Jesus. Alles, was Gott offenbart hat, hat Er uns auch geschenkt.
Es ist die Gerechtigkeit Gottes durch den Glauben an Jesus Christus. Der Mensch hat sie nicht vollbracht, der Mensch hat sie nicht erworben. Sie ist aus Gott, sie ist seine [d. i. Gottes] Gerechtigkeit; durch den Glauben an Jesus Christus wird ein Anteil an ihr erworben (J. N. Darby, Synopsis über Römer, S. 128).
Bezeugt durch das Gesetz und die Propheten: Hier hat Gesetz (hebr. Thora = „was den richtigen Weg zeigt“) eine andere Bedeutung: Hier ist es eine Bezeichnung für die fünf Bücher Mose oder für das gesamte Alte Testament. Es gibt zahllose Vorbilder für Gottes Heilshandeln durch Christus sowohl im Vorbild in den Büchern Moses als auch in den Propheten (z. B. die Rechtfertigung Abrahams in 1. Mose 15,6; das Passahlamm in 2. Mose 12; die Opfer in 3. Mose 1‒7, der leidende Knecht in Jesaja 53 usw.).
Im Buch Jesaja spricht Gott sechsmal über „meine Gerechtigkeit (41,10; 46,13; 51,5.6.8; 53,11: 56,1; vgl. Ps 71,2.15), insgesamt 57-mal Gerechtigkeit im Buch Jesaja.